Ernst Zimmermann—Dresden:
auch ganz andere Wirkungen erzielen können.
Das Bedürfnis nach lebhafterer Wand-
behandlung, die aber dennoch Flächen-
behandlung bleibt, findet sich überhaupt auf
der Ausstellung mehrfach. In einem der
Zimmer Niemeyers erblickt man einmal ein
strahlendes Gelb, in einem Zimmer Olbrichs,
in dem die Möbel Blau als Grundfarbe zeigen,
ein lebhaftes Blau, das außerdem noch durch
leuchtende weiße Linien in größere Einzel-
felder geteilt ist, ein Belebungsprinzip, das
sich einmal ähnlich, wenn auch in anderen
Farben, in einem Zimmer des Münchner
Karl Bertsch wiederfindet. Zu dieser Farben-
freude steht in ganz auffallendem Gegen-
PROF. FR. SCHUMACHER—DRESDEN.
satz die vielfache Rückkehr zur Farblosigkeit,
zum Weiß. Sowohl Bruno Paul hat in
einem seiner Räume, dem Speisezimmer,
das ganze Wandgetäfel weiß lackiert, darüber
die Wand mit einfacher weißer Stuckarbeit
versehen, die nur durch einige einfache
Mosaikbildchen belebt worden ist. Des-
gleichen hat Riemerschmid in seinem Ball-
saal Möbel, Wand und Decke weiß gelassen.
Auch ein kleines apartes Zimmer, das Zimmer
einer jungen Frau, von Vogeler—Worps-
wede kann hier erwähnt werden, in welchem
nur gelegentlich, wenn auch ganz konsequent,
durch ein glänzendes Blau eine lebhaftere
Färbung erzielt wird. Es handelt sich hier
in allen Fällen um durchaus
elegante Räume. So scheint
es fast, als ob Farblosigkeit
wieder für elegant, Farbig-
keit wieder für ungebildet
gilt, als wenn wieder die
Nerven verzärtelt Kulti-
vierter die feine Sinnlichkeit
der Farben nicht mehr ver-
tragen könne. Das wäre
freilich ein großer Schaden
für alle, die wirklich nach
langer, öder, farbloser Zeit
schon wieder farbenfroh ge-
worden sind! — Auch hin-
sichtlich der Decke fehlt es
nicht an Versuchen zu be-
sonderen Neubelebungen,
zur Erzielung von Rhyth-
mus und Abwechslung. In
früheren Zeiten ergab sich
der Rhythmus meist von
selber durch die Balken, die
die Decke trugen, die viel-
fach sichtbar blieben. Sie
zeigten einen gewissen Paral-
lelismus der Linien, der
der Decke zugleich eine be-
sondere Richtungstendenz
verlieh. Durch Einfügung
von Querleisten entstand
dann die Kassetten-Decke.
Hier auf der Ausstellung
finden sich Versuche zu
Ofen in vorstehendem Wohnzimmer.
Ausführung: Ernst Teichcrt—Meissen.
758
auch ganz andere Wirkungen erzielen können.
Das Bedürfnis nach lebhafterer Wand-
behandlung, die aber dennoch Flächen-
behandlung bleibt, findet sich überhaupt auf
der Ausstellung mehrfach. In einem der
Zimmer Niemeyers erblickt man einmal ein
strahlendes Gelb, in einem Zimmer Olbrichs,
in dem die Möbel Blau als Grundfarbe zeigen,
ein lebhaftes Blau, das außerdem noch durch
leuchtende weiße Linien in größere Einzel-
felder geteilt ist, ein Belebungsprinzip, das
sich einmal ähnlich, wenn auch in anderen
Farben, in einem Zimmer des Münchner
Karl Bertsch wiederfindet. Zu dieser Farben-
freude steht in ganz auffallendem Gegen-
PROF. FR. SCHUMACHER—DRESDEN.
satz die vielfache Rückkehr zur Farblosigkeit,
zum Weiß. Sowohl Bruno Paul hat in
einem seiner Räume, dem Speisezimmer,
das ganze Wandgetäfel weiß lackiert, darüber
die Wand mit einfacher weißer Stuckarbeit
versehen, die nur durch einige einfache
Mosaikbildchen belebt worden ist. Des-
gleichen hat Riemerschmid in seinem Ball-
saal Möbel, Wand und Decke weiß gelassen.
Auch ein kleines apartes Zimmer, das Zimmer
einer jungen Frau, von Vogeler—Worps-
wede kann hier erwähnt werden, in welchem
nur gelegentlich, wenn auch ganz konsequent,
durch ein glänzendes Blau eine lebhaftere
Färbung erzielt wird. Es handelt sich hier
in allen Fällen um durchaus
elegante Räume. So scheint
es fast, als ob Farblosigkeit
wieder für elegant, Farbig-
keit wieder für ungebildet
gilt, als wenn wieder die
Nerven verzärtelt Kulti-
vierter die feine Sinnlichkeit
der Farben nicht mehr ver-
tragen könne. Das wäre
freilich ein großer Schaden
für alle, die wirklich nach
langer, öder, farbloser Zeit
schon wieder farbenfroh ge-
worden sind! — Auch hin-
sichtlich der Decke fehlt es
nicht an Versuchen zu be-
sonderen Neubelebungen,
zur Erzielung von Rhyth-
mus und Abwechslung. In
früheren Zeiten ergab sich
der Rhythmus meist von
selber durch die Balken, die
die Decke trugen, die viel-
fach sichtbar blieben. Sie
zeigten einen gewissen Paral-
lelismus der Linien, der
der Decke zugleich eine be-
sondere Richtungstendenz
verlieh. Durch Einfügung
von Querleisten entstand
dann die Kassetten-Decke.
Hier auf der Ausstellung
finden sich Versuche zu
Ofen in vorstehendem Wohnzimmer.
Ausführung: Ernst Teichcrt—Meissen.
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