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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 18.1906

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Zimmermann, Ernst: Typisches und neues in der Raumkunst: auf der III. deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden 1906
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https://doi.org/10.11588/diglit.8554#0364

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Typisches und Neues in der Raumkunst.

ähnlicher Gliederung, freilich mehr aus
künstlerischen, denn aus praktischen Gründen.
So hat z. B. Albin Müller in seinem Herren-
zimmer die Decke durch goldverzierte Quer-
leisten in senkrecht zur Hauptachse des
Zimmers stehende Ouerfelder mit leichten
Wölbungen eingeteilt, Riemerschmid da-
gegen in seinem oben erwähnten Ballsaale
die Decke mit leicht gekrümmten zierlichen
Rippen versehen, deren Motiv ihm wohl die
Beschäftigung mit jenen hier gleichfalls aus-
gestellten Schiffsräumen eingab, die er für
ein deutsches Kriegsschiff angefertigt hat,
gewiß eine anmutige Neuerung, die in ihrer
Leichtigkeit einem Saal für fröhliche Jugend-
lust-Entfaltung wohl ansteht.
Sehr wenig günstig dagegen,
weil viel zu schwer, wirkt die
aus überkragenden Ringen be-
stehende Decke des Musik-
zimmers von Grenander. Da-
gegen sind noch die Versuche
hervorzuheben, der Decke eines
und desselben Zimmers eine ab-
weichende Gestaltung zu geben.
Es handelt sich hier zunächst
um die Decke des Speise-
zimmers von Niemeyer, der
diese, dort wo die Sofabänke
behaglich, wie zur Verdauung
einladend, die Wände umziehen,
herabsenkt, wodurch dieser Teil
des Raumes etwas spezifisch
Gemütliches erhält. Die nied-
rige Decke drückt hier den Be-
wohner des Zimmers fast wie
von selber in die Kissen hinein
und läßt ihn dort verharren.
Dann weiter um die Decke im
Empfangs - Zimmer von Peter
Behrens, die über der Sofa-
und Tischgruppe eine ganz
andere Stuckverzierung als in
ihrem übrigen Teile erhalten
hat. Der Hauptteil des Zimmers
wird dadurch auch von oben
her besonders markiert. —

Doch Wände, Decke und Boden stellen
in der Raumkunst nur die Schale dar, be-
stimmt den eigentlichen reicheren Inhalt in
sich aufzunehmen. Der Inhalt ist das Mobiliar,
das, was den besonderen Zweck des Zimmers
verkündigt und ihm auch seinen besonderen
Charakter verleiht. Seine künstlerische Durch-
bildung ist darum noch von ganz anderer
Bedeutung als die der Umhüllung, verlangt
eine noch weit größere Aufmerksamkeit
und Liebe. Denn, wo das Mobiliar nicht
gut ist, wo Geschmacklosigkeiten in Form
wie Farbe sich vor die Wände stellen, da
ist es um die ganze Raumkunst geschehen,
da vermag selbst eine gute Wandbehand-

PROF. KR. SCHUMACHER—DRESDEN.

1900. XU. i

Wandschränkchen.
Ausführung: Beruh. Qöbel—Freiberg i. S.

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