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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 18.1906

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Zimmermann, Ernst: Neugestaltete Klaviere: auf der III. deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung Dresden 1906
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https://doi.org/10.11588/diglit.8554#0389

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Neugestaltete Klaviere auf der Dresdner Kunslgezverbe-Ausstellung.

lebendiger, ausdrucksvoller, mehr ä la Pankok aus-
gefallen. Auch kann als eine sehr glückliche Lösung,
das Darüberlegen breiter Kämpfer über die Beine
bezeichnet werden. Der schroffe Übergang von den
weit auseinanderstehenden Beinen zum breiten Saiten-
kasten wird dadurch sehr gemildert, eine Neuerung,
die nicht unbeachtet bleiben sollte.

Den vollen Gegensatj zu diesen beiden Leistungen
bildet der Flügel von Peter Behrens in seinem Musik-
saal. Hier ist, entsprechend seiner jetjigen deko-
rativen Neigung, die Kurve, so weit es ging, völlig
in die gerade Linie umgeserjt worden. Nur auf der
rechten Seite zeigt der Seitenbehälter eine Krüm-
mung. Daneben ist an die Stelle der drei Füge eine
Pilasterstellung von je drei Pfeilern getreten und
auch das Pedal hat, wie die ganze Ornamentik ver-
wandte Formen angenommen. Ähnliche Gestal-
tungen haben Frifj Schumacher und Erich Klein-
hempel versucht. Doch ist der Behrens'sche Ver-
such in dieser Art der konsequenteste.

Die originellste Komposition eines Flügels jedoch
findet sich bei Kreis. Kreis ist allen Traditionen
am freiesten gegenüber getreten: statt der üblichen
drei dicken Beine gibt er hier deren fünf dünne, ver-
bindet sie — wohl schon der Stützung wegen —
durch Querleisten und zieht auch das Pedal in dies
System durch Querleisten hinein. Das immer sonst
so schwerfällige Instrument, dem wohl nur die Ironie

den Namen Flügel gegeben hat, erhält dadurch
etwas ungemein Graziöses, Schwebendes, wie man
es bei diesem Instrument noch kaum gesehen hat.

Ihren Schmuck erhalten alle diese Instrumente
durch eine heitere Intarsia. Der übliche schwarze
Trauermantel, der dies Instrument bisher merkwür-
diger Weise immer auszeichnete, ist hier von allen
abgelehnt worden. Damit ist sein Urteil gesprochen.

Das aufrechtstehende Pianoforte ist unzweifel-
haft am besten von Grenander gestaltet worden.
Er konstruiert es konsequent ins Rechteck, stütjt
den Tastenkasten auf senkrechte Pfosten und zieht
das Saitengehäuse rahmenartig nach vorne. Einmal
neben diesem gleichfalls angebrachte Pfosten dienen
zugleich als Leuchterhalter. Noch konsequenter hat
Kreis dann das ganze Klavier zu einem rechteckig
geschlossenen Kasten gestaltet, den man, wenn man
spielen will, nach oben und vorne zu aufklappen
muß. Eine andere Lösung von ihm zieht die Seiten-
wände koulissenartig nach vorne bis zur Flucht des
Tastenkastens und läßt sie in belebter Silhouette
sich zum Boden herabsenken. Dagegen hat Olbrich
in seinem Entwurf konstruktiv nicht viel geleistet.
Er trennt Gehäuse und Tastenkasten scharf durch
die Farbe, indem er jenes grau, diesen rot färbt,
zerreißt aber dadurch das Möbel, um schließlich
nur einen pikanten Farbeneffekt zu erreichen. —
Ernst Zimmermann-Dresden.

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ERICH KLEINHEMPEL—DRESDEN.

Flügel in Silber-Ahorn mit Intarsien.

Ausführung: Fcrd. Tliüriner— Meissen.
 
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