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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

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Schliepmann, Hans: Haus "Rheingold" in Berlin: eine Meisterschöpfung von Bruno Schmitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0012

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Hans Schliepmann—Berlin:

SCHLUSS- STEIN
IM KAISERSAAL.

BILDHAUER PROF.

FRANZ HBTZMER.

mal ganz in den Dienst eines höchsten
Zieles stellen, scheinen doch nur jenseits
des Ozeans zu gedeihen; bei uns soll
schließlich doch Geld auch wieder Geld
bringen; das ist uns eine viel heiligere
Wahrheit als irgend eine der Religion!
— Aber mag es doch auch Spekulation
sein, eine Spekulation, deren Wagemut
nur etwa an Dr. Strousberg gemessen
werden kann: vor dem Erreichten, vor
einer Zielstrebigkeit, durch welche die
Gebr. Aschinger für alle Zeiten als ganz
merkwürdige moderne Mäzenaten in der
Kunstgeschichte rangieren werden, bleibt
doch nur staunende Anerkennung. Und
mehr der Überraschungen: die Bierquellen-
besitzer planten diesen Palast als eine
Weihestätte höherer Geselligkeit, von
Kunst verschönt und geleitet, als ein
großes Konzert- und Versammlungshaus.
Aber die Verkehrsverhältnisse der Bau-
stelle — zwischen Bellevue- und Pots-
damer-Straße — bedingten polizeilichen
Einspruch gegen Massenanfahrten, und so
wird denn der Prachtbau lediglich eine

— unerhört reiche Wein-Gastwirtschaft,
damit aber unfreiwillig ein Kultursymbol
des neuen Berlins, das abends in Üppig-
keit nach den Aufregungen des Massen-
Gelderwerbes feiern will.

Man darf der Firma Aschinger aber
nicht vergessen, daß ihr Ehrgeiz keines-
wegs in der Prunkkneipe gipfelte; ihrer
geschäftlichen Idee fehlte es nicht an
höherem Wollen und an einem ge-
wissen, durch die Wahl des Architekten
ja genügend gekennzeichneten künstle-
rischen Spürsinn. Daß nun aber niemand

schwerer von der____Degradierung des

Gebäudezweckes als der Künstler — kein
geringerer als Bruno Schmitz — getroffen
worden ist, läßt sich ohne weiteres nach-
fühlen.

Er tat, was unter solchen Umständen
jede starke Künstlerpersönlichkeit tun
müßte: er hielt am ursprünglichen Pro-
gramm, das dem höheren Fluge der Phan-
tasie entsprach, fest und — hoffte. Mag
doch eine Weile der bezauberndste Saal
Berlins von schwatzenden und teller-
 
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