Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

DOI article:
Bredt, Ernst Wilhelm: Die Zukunft des Kunstgewerblers
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0097

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Zukunft des Kunstgaverblers.

metz? War Benedetto da Majano nicht zu-
nächst Intarsienarbeiter? Hat diese anfäng-
liche gewerblich kleinliche Schulung sie auch
nur in etwas gehindert, monumental zu schaffen?
Weiß man nicht, daß die Ateliers all dieser
Künstler vielmehr die Bezeichnung eines
Ladens, zum mindesten einer vielseitigen
kunstgewerblichen Werkstätte verdienen —
niemals aber das, was wir unter dem
Atelier eines akademischen Malers verstehen?
Sind nicht fast alle jene vielgerühmten Altar-
bilder der Deutschen und Niederländer des
ausgehenden 14. und des 15. Jahrhunderts in
Werkstätten entstanden, die am allernächsten
unseren modernen Lehr- und Werkstätten
kunstgewerblicher Art stehen?

Freuen wir uns, daß gar manches sich jetzt
in den Lebensanschauungen von der Kunst,
mit denen der Künstler des Quattrocento be-
gegnet.

Das ist eine Gesundung, die aller Künstler
Hoffnung und Freude wecken kann, von der
derjenige Kunstgewerbler entschieden einen
großen Gewinn ziehen wird, der voller Be-
wußtsein an die Arbeit geht, daß das Schaffens-
gebiet des Kunstgewerblers nicht nur not-
wendig das vielseitigste ist, daß auch die
Möglichkeiten des Berufsansehens und des
Zieles so günstige geworden oder doch zu
werden versprechen, wie das während der
langen Suprematie einer stolzen, unnahbaren
akademischen Kunst nicht der Fall war.

Ist's wirklich nur zufällig, daß unsere
kunstgewerblichen Ausstellungen viel größeres
Interesse wecken, viel mehr Käufer locken,
als die Ausstellungen von Bildern, die »ohne
Zweck« des Raumdienstes gemalt wurden?

Vielleicht ist unser Publikum doch viel
gesünder im Urteil, als ihm vorgeworfen wird?
Denn tatsächlich ist das künstlerische Ver-

1907. VIII. 4.

89
 
Annotationen