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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

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Bredt, Ernst Wilhelm: Die Zukunft des Kunstgewerblers
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https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0098

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D r. E. W. Bredt:

CARL MOLL—WIEN.

Holzschnitt »Heiligenstadt«.

mögen eines gutgeschulten Kunstgewerbes
ein größeres. Er muß nicht nur malen oder
meißeln, zeichnen und formen können, er
muß auch das Einzelne zur Umgebung har-
monisch einzuordnen verstehen. — Also nicht
die Vielseitigkeit seiner Leistungen ist ein
Vorzug, sondern noch mehr das größere
Gesichtsfeld ist's, das ihm bei jeder kleinen
Schöpfung klar vor Augen liegt. — — Die
Bevorzugung des kunstgewerblichen Werkes,
der angewandten Kunst, seitens des Publikums
steigert zudem das Arbeitsfeld, die Notwen-
digkeit viel intensiverer Bildung des Kunst-
gewerbes als des Malers von Jahr zu Jahr.
Zweifellos legt diese Änderung im Ansehen
zugunsten des Kunstgewerblers dem Künstler
und den Schulen neue Pflichten auf. Die
Schulen, die den Künstler reif machen sollen,
einer großen, angewandten Kunst zu dienen,
werden mehr und mehr von der Theorie
zur Werktätigkeit, vom Studiersaal zur Werk-
stätte übergehen müssen. Insbesondere aber
werden Lehrer und Schüler von Kunstge-

werbeschulen engsten Connex mit dem werk-
tätigen Leben, mit den praktischen Aufgaben
von Handel und Industrie suchen müssen. —

Athena allein als Begleiterin des Künstlers
kennt sich nicht auf modernen Wegen aus,
die Praxis, der Gegenwart frohe Göttin, muß
zum mindesten in der Aufgabe der Führung
sich teilen.

Möchte das mehr und mehr möglich sein.
Hier hat ein schon allzu neidisches Gewerbe
die Pflicht, kleinlichen Anspruch zu opfern.
Der Neid wäre nur Kurzsichtigkeit.

Der Wert eines Kunstwerkes ist kein
Rechenexempel, wenn aber die Kunst aufs
engste mit unserer ganzen Werktätigkeit, durch
Einzelne und Korporationen, durch Schüler
und Lehrer verknüpft wird, so sagt schon
das Einmaleins der Volkswirtschaft und die
Geschichte der kunstreichen Völker und
Epochen einen finanziellen Gewinn dem Lande
voraus, von nur unberechenbaren Grenzen.

Dann aber wird auch die hohe und hehre
Akademie ihre gegenwärtige glänzende Iso-

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