Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

DOI Artikel:
Breuer, Robert: Vom Schönschreiben und der typographischen Regiekunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0102

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Robert Breuer—Berlin- Wilmersdorf:

PROFESSOR
EMIL ORLIK
BERLIN.
HOLZSCHNITT
»ALT-WIEN«.

f M m W 1_I_Jl

In England hat man auch dies weit früher
begriffen; es genügt, zwei Namen zu nennen:
Morris und Johnston. Zwar ist Morris kein
Schönschreiber im eigentlichen Sinne, denn
sein Werk*) ist weniger ein Produkt der Feder
als des Pinsels und des Holzschneidemessers;
aber er war es, der nach langer Zeit der
Gleichgültigkeit für den Buchstaben wieder
die schöne Form forderte und die Druck-
seite schmückte, indem er sie disziplinierte.**)
Johnston machte die Feder wieder zu einem

*) Aymer Vallance, The art of William Morris.
**) Es ist nicht angängig, den Begriff des Schön-
schreibens auf das Federwerk zu beschränken; auch

Instrument der Schönheit. Das Studium alter
Gerichtsakten hatte ihn (er ist Jurist) für diese
feinsinnige Aufgabe gewonnen. Es gelang
ihm, die einzelnen technischen Verfahren,
deren Einzelheiten, das Schreiben mit der
Rohr- und Kielfeder, die wechselnde Feder-
haltung und die Neigung der Schreibunter-

Pinsel und Quellstift stehen im Dienst der modernen
Kalligraphie. Selbstverständlich muß jeder gute Buch-
stabe sich als Produkt eines bestimmten Werkzeuges
erkennen lassen: Eckmann ist Pinselschrift, Behrens ist
Federschrift; den verschiedenen Duktus lassen die
Initialen besonders gut empfinden, Behrens schmückt
den Buchstaben durch Lineament, Eckmann durch
flüssige Flecken.

94
 
Annotationen