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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

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Diez, Max: Neuzeitliche Kunstbestrebungen in Württemberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0127

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Neuzeitliche Kunst-Bestrebungen in Württemberg.

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unbeachtet in der Masse der Marktwaren verloren. Im Rahmen
eines Stuttgarter Saals können sie nicht unbeachtet bleiben.

Stuttgart war im Grunde keine Kunststadt, als der König
von Württemberg sich entschloß, die bekannten drei Karlsruher
Künstler, den Grafen Kalchreuth, Carlos Grethe und Pötzelberger
nach Stuttgart zu berufen. Nicht als ob es keine tüchtigen
Künstler hier gegeben hätte. Aber sie traten nicht mit der
Marke ihrer Heimatstadt auf. Sie stellten in München aus und
fühlten sich als Münchner. Wir hatten eine Ausstellung der
»Sezession« hier und ein paar »internationale« Ausstellungen,
die einen ganz hübschen finanziellen Erfolg hatten — für
Stuttgart. Ob für die Künstler, ist eine andere Frage. Es ist
das Verdienst des Königs von Württemberg, daß er sah, die
Sache könne nicht so weiter gehen. Die Berufung der drei
Künstler erfolgte nicht ohne Widerstand der Regierung —
damals stand noch Sarwey an der Spitze des Kultministeriums.
Sie erfolgte selbst nicht ohne Widerstand der einheimischen
Künstler; nur die Akademie hat das ihrige für die Berufung
getan. Kalckreuth und seine Genossen wurden auch nicht
darüber im Zweifel gelassen, was man von ihnen erwarte. Vielen
Eifer, viele Zeit und viel Diplomatie verwandte Kalckreuth auf
die Organisation der Stuttgarter Künstlerschaft. Und er brachte
wirklich ein frisches Leben hinein: Mit dem neu gegründeten
Aussteller-Verband, dem »Stuttgarter Künstlerbund«, trat Stutt-
garts Künstlerschaft zum ersten Mal wieder geschlossen an
die Öffentlichkeit. Besonders aber war es Grethe, der sich
die Stärkung des Stuttgarter Kunstlebens zur Aufgabe stellte.
Auf seine Anregung sind im wesentlichen die beiden wichtigsten
Ereignisse im Stuttgarter Kunstleben zurückzuführen, die seit dem
Beginn des 20. Jahrhunderts zu verzeichnen sind: die Gründung
der Lehr- und Versuchswerkstätten und die des ^Vereins Würt-

HAUSTEIN

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