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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

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Wolff, Fritz: Kaufhaus des Westens - Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0192

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Kaufhaus des Westens—Berlin.

ARCHITEKT EMIL SCHAUDT.

Kaufhaus des Westens. Haupt-Eingang.

stens keine Pietät für diese Greuel der
jüngsten Vergangenheit im Entstehen
begriffen ist; und wenn's auch nur
stellenweise geschieht, in dieser und jener
Straße wird vielleicht doch das Schlechte
durch Gutes verdrängt werden, schneller
als man denkt.

Man möchte nur wünschen, daß Emil
Schaudts Kaufhaus das Niveau bezeichnet,
unter das man nicht wieder heruntergeht.

Seit der Vollendung der Wertheim-
Fassade ist das Messeische Schema der
äußersten Flächenauflösung für jeden
Berliner Architekten zur unvermeidlichen
Grundidee geworden, obwohl Messel selbst
in der Fassade nach der Voßstraße
gezeigt hat, daß er von der einen Idee
nicht hypnotisiert ist und auch anders

kann. Unzählige Geschäftsbauten in allen
Straßen desStadtinnern beweisen, daß seine
Nachahmer selbst zur geringsten, selbst-
ständigen Variation nicht imstande waren,
sondern mit der Verwässerung und Herab-
minderung seiner Formensprache — vor
allem auch im Material — sich begnügten.
Schaudt, vor eine Aufgabe gestellt, die
sich mit der des Wertheim-Architekten
im Wesen völlig deckt, wenn sie sie an
Umfang auch nicht erreicht, bleibt der
Form Messels gegenüber völlig selbständig.
An Stelle des gotischen Prinzips der
Auflösung setzt er das der Renaissance,
den in großen Flächen, in breiten Schich-
tungen zusammengehaltenen Baukörper.
Ein gleichmäßig umgrenzter Bauplatz kam
ihm zugute, aber die Aufgabe, den

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