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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

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Lux, Joseph August: Der Qualitätsbegriff im Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0271

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Der Qtial.itäts-Begriff im Kunstgewerbe.









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nehmen, denn der heutige volksmäßige Aus-
druck in der Bauweise stimmt vollends mit
der erwähnten, in der sonstigen nationalen
Arbeit betätigten Gesinnung überein. Auch
in der Architektur sehen wir das gleiche
Streben einer auf Täuschung abzielenden
Werktätigkeit. Falsche Quadern, falsche
Rustika, falsche Türme, nicht zugänglich und
nicht zum Zweck der Ausschau, auf allen
Zinskasernen, Konsolen und Stützen, die
nichts stützen, sondern selber getragen sind,
Scheinskulpturen aus Gips gegossen, Stein-
architektur aus Blech mit Mörtelverputz und
ähnliche Erscheinungen, die einen sogenannten
herrschaftlichen Anstrich geben sollen, einen
Anstrich, hinter dem sich das ganze sattsam

bekannte Wohnungselend unserer Städte ver-
birgt. Im Kunstgewerbe, das ja auch einen
Teil der Architektur bedeutet, herrschen ganz
ähnliche Erscheinungen, künstliche Maserungen,
zwecklose Beschläge, Dekorationen im Jugend-
stil oder in historischen Stilen, Zierrat und
kein Ende und in der Regel ein völliges
Mißverstehen von wahrhaft sachlichen Grund-
sätzen und Forderungen, die das Leben
nötig hat.

Diese sichtbaren Züge unseres Lebens sind
der Ausdruck einer inneren Verfassung und
es ist folgerichtig, daß sie in intellektueller
und sozialer Hinsicht ein ähnliches Schauspiel
darbieten. Es ist das gleichartige Streben der
heutigen Menschheit, einen Vorrang auf der

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