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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

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Kesser, Hermann: Neue Schweizer Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0304

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Hermann Kesser—Zürich:

findung und in
dem Wohllaut
seiner Musik an
die germanischen
Hochmeister der
Renaissance erin-
nert. Kerndeutsch
wie der Schweizer
Romantiker Albert
Welti ist sein
Landsmann Ernst
Kreidolf, ein in
München lebender
Schweizer Maler,
dem das Wieder-
erwachen der Bil-
derbücher - Kunst
zu danken ist.
Mit dem Dichter
Dehmel zusammen
hat er das Bilder-
buch »Fitzebue«
gereimt und ge-
malt und dem
Kölner Verlage
Schafstein jenes
halbe Dutzend Kin-
der - Bilderbücher
gezeichnet, dem
sobald in Deutsch-
land nichts an die
Seite zu stellen ist.

Zwei deutsche Künstler, Moritz v. Schwindt
und Ludwig Richter, sind ihm auf seinen
Wegen vorausgegangen. Keiner nach
ihnen hat es vermocht, die dem Kindes-
gemüt zugängliche Kunst so zu über-
nehmen und auszubauen, wie Kreidolf in
seinen farbigen Naturmärchen, ein herziges
Wunderland von Kinder-Schnick-Schnack,
von vermenschlichten Tieren, kribbelnden
Gnomen und sprechenden Blumen, von
braven Märchenkindern, bösen Buben und
rächenden Hexen. Auch andere haben
versucht für die Kinder zu fabulieren
und was sie erzählen, ist nicht schlecht.

arnolu hünerwadel—lenz burg. Wäscherin

Aber in dieser son-
nigen Märchen-
kunst so viel echte
Künstlerschaft, so
viel Schaffens-
wärme und so viel
Formensinn auszu-
leben, daß sie unab-
hängig von ihrem
Kinderzweck, der
Liebe aller Edler
wert ist, das hat
nur der Berner
Kreidolf vermocht.
—■ Er ist nicht der
letzte in der Kette
der Romantiker
und der Schweizer,
die Phantasie be-
sitzen. Daß sich
Ansätze zu jener
Kunst zeigen, die
auf eineVerschmel-
zung neuer male-
rischer Ausdrucks-
mittel mit ver-
klungenen Liedern
von Wanderbur-
schenfreuden, von
alten Stätten der

Romantik und
ihren heimlichen
Zauber, mit der Volksmusik und den
Zeichen der Lebensheiterkeit hinausläuft,
das tritt an dem Zürcher Eduard
Stiefel zu Tage, einer neuen und fröh-
lichen Hoffnung der Schweizer Kunst,
um so fröhlicher als der Künstler erst
am Anfang der Kraftjahre steht.

Auch die bukolische Romantik findet in
der Schweiz ihre Pflege, wie der aus Eng-
stringen bei Zürich stammende Emil Weber
mit einer Reihe pastoral-lyrischer Schil-
derungen beweist und die Puttenromantik,
das Kinder- und Blumenlachen und ihre
süße Musik pflegt der seit einem Jahr-

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