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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 21.1907

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Klein, Rudolf: Zur Kunst-Ausstellung in Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.6700#0021

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Zur Kunst-Ausstellung in Köln.

PHILIPP KLEIN j-—MÜNCHEN.

Gemälde: Mädchen in schwarzem Samtjackett.

befassen und das neue und gehaltvolle dort
konstatieren. Wir verfolgen die Düsseldorfer
Kunst nun schon seit geraumer Zeit und
haben manchen Wandel mitgemacht; mochte
auch das innere Wesen das gleiche dort
bleiben. Und auch seit ein paar Jahren gibt
es dort einiges, das wieder ein eigen Gesicht
zeigt. Wenn wir von der jungen Düsseldorfer
Kunst sprechen, so können wir freilich nicht
umhin, von Wilhelm Schreuer, dem heute
vielleicht vierzigjährigen, als der stärksten
Begabung zu reden. So gefährdet uns sein
Talent auch durch Überproduktion und eine
gewisse Gleichgiltigkeit scheint, so bequem
und unzulänglich, allzubillig uns die Mittel
des Künstlers leider dünken: immer wieder
erkennen wir in seiner Begabung Grundzüge,
die ihn weit über seine Umgebung heben
und die überhaupt in der modernen Kunst
einzig sind: dieser Mann hat einen Blick für
Bewegung und Raumgliederung (er schafft
alles aus dem Kopf) wie kein anderer; hätte
er nur die Solidität moderner Mal- und
Zeichnenkunst sich angeeignet, statt gering
zu achten, oder die Ausdrucksmittel auf irgend
eine Weise sich gründlich zu eigen gemacht — wie
z. B. auf eine ganz unmoderne Art der große

Frankfurter Böhle —. Wilhelm Schreuer arbeitet
nachlässig, und läßt daher nur Wenige, die um
ihn Bescheid wissen, in einzelnen Blättern
erkennen, was aus ihm hätte werden können.
Seine ganzen Vorzüge empfanden wir diesmal
mehr als an dem Bilde in Köln, an den beiden
in Düsseldorf: wie spazierte dort der behäbige
Pfaffe am Wasser entlang und wie gliederte
sich jenseits das Gebäude 1 Und dann das
Empire-Interieur: diese Delikatesse, dieser Geist
der Auffassung; wäre es nur so solide durch-
gearbeitet wie ein Interieur von Hammershoi.
Dieser Wilhelm Schreuer hat Geist; die wenig-
sten aber wissen heute, was Geist in der
Kunst bedeutet: er ist das Gegenteil von lite-
rarischem Gedankenschwulst. Dieser Schreuer
weiß, worauf es ankommt; was hätte aus ihm
werden können, wenn, wenn ... er kein
Düsseldorfer Bier tränke, nicht im Malkasten
Kegel schöbe und in Paris erzogen wäre!

Das tut wenigstens Julius Bretz nicht, der
auch in Düsseldorf malt und sich zu einem
eigenartigen Landschaftler durchgehäutet hat.
Wer seine Entwicklung verfolgt hat, weis, daß
er von Holland ausging und sich nun nach und
nach aus Eigenem verwandelte. Als er noch
holländerte fehlte es seinen Bildern am zeich-

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