Zur Kunst-Aus Stellung in Köln.
PROFESSOR LUDW. DETTMANN — KÖNIGSBERG.
Gemälde: »Friesische Mädchen«.
tierischen; nun hat er Dies gepflegt und ist
bei einer reinen Zeichnenkunst gelandet. Er
ist in erster Linie ein Mann von Geschmack
und ehrlich gegen sich selbst; das ermöglichte
ihm seine Entwickhing und läßt seine heutigen
Gebilde, wäre auch hier und da etwas an
ihnen auszusetzen, als wohl durchdachte und
aufrichtige Leistungen erscheinen, deren jede
auf einem inneren Erlebnis beruht: das gibt
ihnen ihre Solidität, schützt sie vor Einseitigkeit
und der in Düsseldorf so beliebten Atelier-
Spezialität. Er sieht die nächste Umgebung
seiner Stadt mit eigenen Augen, während
die Mehrzahl seiner Düsseldorfer Kollegen
weite Studienreisen machen müssen, um An-
sichtspostkarten heimzubringen. Da ist z. B.
der dort gefeierte Ciarenbach. Seine Spezialität
ist der Schnee: aber er sah ihn nur dreckig
und grau und kannte nur ein Motiv; endlich
nun scheinen ihm die Augen für wechselvollere
Belichtung und neue Formationen aufzugehen.
Es ist hohe Zeit, wenn er nicht im Schlen-
drian untergehen will. Ein Mann, der diesen
Schlendrian, den er von der Akademie her
mitschleppte, und dessen Werke uns deshalb
durchaus nicht zusagten, abzuwerfen gewillt
ist, nach einem Pariser Aufenthalt, ist Schmurr. —
Reizvolle seelische Züge, in einer Eigenart wie
wir sie sonst nirgends sahen und wie sie wohl
nur vom Niederrhein kommen konnten, enthüllt
Plückebaum in seinen Bildern, der auf der
Kölner Ausstellung mit einem »Die heiligen
drei Könige« betitelten vertreten ist; dessen
Wesen uns jedoch im vergangenen Jahr schon
eine kleine Sonder-Ausstellung in der Düssel-
dorfer Kunst-Halle erschloß: hätte dieser
Mann nur mehr gelernt, wollte er solider
arbeiten. Denn Romantik des Gefühls ist noch
keine Kunst. Das Eigenartige bei Plückebaum
aber ist, daß seine Gefühlsweisen nicht in
eine nebelhafte Mondschein-Romantik flüchten,
wie die landschaftlichen Exkursionen Opheys,
daß sie viel mehr durchaus im rheinischen
Empfindungsleben wurzeln; jenem innersten
Gehalt eines Menschenschlags, der der Keim-
boden der Kunst sein sollte. Wüchse dieser
junge Mann in einer anderen Umgebung heran,
unter gründlichen Männern, wie etwa den
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PROFESSOR LUDW. DETTMANN — KÖNIGSBERG.
Gemälde: »Friesische Mädchen«.
tierischen; nun hat er Dies gepflegt und ist
bei einer reinen Zeichnenkunst gelandet. Er
ist in erster Linie ein Mann von Geschmack
und ehrlich gegen sich selbst; das ermöglichte
ihm seine Entwickhing und läßt seine heutigen
Gebilde, wäre auch hier und da etwas an
ihnen auszusetzen, als wohl durchdachte und
aufrichtige Leistungen erscheinen, deren jede
auf einem inneren Erlebnis beruht: das gibt
ihnen ihre Solidität, schützt sie vor Einseitigkeit
und der in Düsseldorf so beliebten Atelier-
Spezialität. Er sieht die nächste Umgebung
seiner Stadt mit eigenen Augen, während
die Mehrzahl seiner Düsseldorfer Kollegen
weite Studienreisen machen müssen, um An-
sichtspostkarten heimzubringen. Da ist z. B.
der dort gefeierte Ciarenbach. Seine Spezialität
ist der Schnee: aber er sah ihn nur dreckig
und grau und kannte nur ein Motiv; endlich
nun scheinen ihm die Augen für wechselvollere
Belichtung und neue Formationen aufzugehen.
Es ist hohe Zeit, wenn er nicht im Schlen-
drian untergehen will. Ein Mann, der diesen
Schlendrian, den er von der Akademie her
mitschleppte, und dessen Werke uns deshalb
durchaus nicht zusagten, abzuwerfen gewillt
ist, nach einem Pariser Aufenthalt, ist Schmurr. —
Reizvolle seelische Züge, in einer Eigenart wie
wir sie sonst nirgends sahen und wie sie wohl
nur vom Niederrhein kommen konnten, enthüllt
Plückebaum in seinen Bildern, der auf der
Kölner Ausstellung mit einem »Die heiligen
drei Könige« betitelten vertreten ist; dessen
Wesen uns jedoch im vergangenen Jahr schon
eine kleine Sonder-Ausstellung in der Düssel-
dorfer Kunst-Halle erschloß: hätte dieser
Mann nur mehr gelernt, wollte er solider
arbeiten. Denn Romantik des Gefühls ist noch
keine Kunst. Das Eigenartige bei Plückebaum
aber ist, daß seine Gefühlsweisen nicht in
eine nebelhafte Mondschein-Romantik flüchten,
wie die landschaftlichen Exkursionen Opheys,
daß sie viel mehr durchaus im rheinischen
Empfindungsleben wurzeln; jenem innersten
Gehalt eines Menschenschlags, der der Keim-
boden der Kunst sein sollte. Wüchse dieser
junge Mann in einer anderen Umgebung heran,
unter gründlichen Männern, wie etwa den
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