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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 21.1907

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Klein, Rudolf: Zur Kunst-Ausstellung in Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.6700#0029

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Rudolf Klein :

ANDKE LAMBERT—MÜNCHEN.

in der Farbe in seinen Porträten und bei der
Wiedergabe von Stoffen, Blumen und Metallen
erreicht, ist auf alle Fälle frappant und durch-
aus apart; aber wie gesagt, nicht immer
sympathisch; denn unpersönlich in ihrer
unerbittlichen Genauigkeit von Farbe und
Zeichnung strahlt seine Art die Dinge wieder
wie die photographische Linse oder ein
schwarzer Spiegel es tun: es ist etwas grau-
sames, die Dinge ertötendes gleichsam, und
doch wieder vollendetes in ihr.

Nehmen wir diese Leistungen und rechnen
noch das malerische Können der Röderstein,
Püttner, Erler dazu, so haben wir den Gang
der jüngsten süddeutschen Malerei und müssen
zugeben, daß sie eigen und voll Originalität
ist. Vor allen in den Werken von Putz,
Erler und auch Münzer, der hier nicht aus-

gestellt hat, scheint uns
neben der besonderen, wenn
auch manchmal extravagan-
ten Malart, speziell der süd-
deutsche Volks-Charakter
zum Ausdruck zu kommen.
Man beachte hierzu nur
das von uns reproduzierte
»Mädchen in Weiß« von
Erl er in seinem herzhaft
fröhlichen Ausdruck. Daß
der geistreiche Impressionis-
mus Philipp Kleins (siehe
Abb. S. 8) weniger süd-
deutsch ist, betonten wir
schon, wofür er freilich
vielleicht raffiniertere Quali-
täten aufweisen kann; denn
diese sind es auch, die
die neuere Berliner Mal-
kunst denn doch wieder
über die neuere süddeutsche
hinaus heben, die ihr an
volkischer Innigkeit und
künstlerischer Empfindung
voraus möchte. Jeden-
falls sehen wir, daß der
deutsche Kunstsüden nicht
schläft und nach der Len-
bach-Stuck-Phase und auch
nach der Uhde - Schule
deutliche Zeichen seiner
Wachstumsmöglichkeit und
-Willigkeit gibt. In Berlin
aber ist man im Rein-
artistischen wohl voraus.
Unbekümmert um Inhalt
und Empfindung hat dort
von jeher der ewig junge Großmeister des
deutschen Impressionismus, Max Lieber-
mann, den formalen und koloristischen Aus-
druck gepflegt, so daß er auf diesem Gebiet hors
de concours in Deutschland ist. Aber auch die
jüngeren, Louis Corinth und Slevogt (der
freilich ein Süddeutscher ist) haben es hierin
zu einiger Meisterschaft gebracht und es wäre
vom Nachwuchs zu sagen, daß aus seinen
Reihen wohl nichts an malerischer Kraft den
Corinthschen Bildern »Mutter und Kind« und
»Strumpfband« und dem Slevogtschen »Akt
mit Bernsteinkette« zuvorkäme. Gegenständ-
lich freilich müssen wir das Corinthsche
»Strumpfband« ablehnen. Corinth ist augen-
blicklich unser bester Fleischmaler, liebt
Rubenssche Motive — nur gelingt es ihm
nicht immer, den nötigen Rest von Erden-

Farbige Zeichnung.

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