Die Tradition im Kunstgeiuerbe.
maler fritz hegenbart—darmstadt.
Gemälde ^Stille Stunde«
eine wahre Adoption von Vätern — muß fest-
gestellt und festgehalten werden, dag der Stoff
der kunstgewerblichen Entwicklung unserer Zeit
so karg, so sparsam war wie nie zuvor: Er besteht
erstens aus jenen spirituellen Elementen, die in
den Dogmen Materialgemäß, Zweckgerecht, Kon-
struktiv Gestalt gewonnen haben, und zweitens aus
den allerprimitivsten Bedingungen der handwerk-
lichen Arbeit überhaupt. Wenn sich aus diesen
Stoffen Formen entwickelt haben, die älteren Formen
ähnlich sehen, so ist nicht eine direkte Kausal-
verbindung anzunehmen. Menschliches ist dem
Allmenschlichen doch niemals so fremd, daß nicht
zu verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen
Voraussetzungen Ähnliches entstehen könnte.
Stolz dürfen wir sagen, dag das, was wir auf
kunstgewerblichem Gebiet geschaffen haben, mit
allen Vorzügen und Fehlern unser Eigentum ist.
Unser ist es; wer wir sind, wie wir bedingt
und prädestiniert sind, das steht auf einem
anderen Blatte. Unsere Väter haben Raubbau
getrieben. Wir haben den Boden wieder fruchtbar
gemacht. Keine Tradition, keine Überlieferung
hat uns den Weg gewiesen. Wenn wir Behaltens-
wertes erarbeitet haben, so diente uns als Helferin
nicht das Erbe der Väter, sondern allein die
allem menschlichen Tun immanente, gleichsam
unbewußte Vernunft, die dunkle Zielstrebigkeit,
die selbst das ungebundenste, emanzipierteste
Tun zu Ergebnissen führt. - wiixy frank.
72
maler fritz hegenbart—darmstadt.
Gemälde ^Stille Stunde«
eine wahre Adoption von Vätern — muß fest-
gestellt und festgehalten werden, dag der Stoff
der kunstgewerblichen Entwicklung unserer Zeit
so karg, so sparsam war wie nie zuvor: Er besteht
erstens aus jenen spirituellen Elementen, die in
den Dogmen Materialgemäß, Zweckgerecht, Kon-
struktiv Gestalt gewonnen haben, und zweitens aus
den allerprimitivsten Bedingungen der handwerk-
lichen Arbeit überhaupt. Wenn sich aus diesen
Stoffen Formen entwickelt haben, die älteren Formen
ähnlich sehen, so ist nicht eine direkte Kausal-
verbindung anzunehmen. Menschliches ist dem
Allmenschlichen doch niemals so fremd, daß nicht
zu verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen
Voraussetzungen Ähnliches entstehen könnte.
Stolz dürfen wir sagen, dag das, was wir auf
kunstgewerblichem Gebiet geschaffen haben, mit
allen Vorzügen und Fehlern unser Eigentum ist.
Unser ist es; wer wir sind, wie wir bedingt
und prädestiniert sind, das steht auf einem
anderen Blatte. Unsere Väter haben Raubbau
getrieben. Wir haben den Boden wieder fruchtbar
gemacht. Keine Tradition, keine Überlieferung
hat uns den Weg gewiesen. Wenn wir Behaltens-
wertes erarbeitet haben, so diente uns als Helferin
nicht das Erbe der Väter, sondern allein die
allem menschlichen Tun immanente, gleichsam
unbewußte Vernunft, die dunkle Zielstrebigkeit,
die selbst das ungebundenste, emanzipierteste
Tun zu Ergebnissen führt. - wiixy frank.
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