Robert Breuer—Berlin- Wilmersdorf:
NICOLA PERSCHEID—BERLIN.
Bildnis-Gruppe.
allen Ernstes das geschaffen werden, was der
harmlose Laie erwartet, wenn er sich photo-
graphieren läßt. Aber es soll dies so edel
und so schön geschehen, daß auch der ge-
fühllose Banause eine solche Photographie
nicht etwa wie einen Steckbrief behandelt,
sondern den von ihr ausgehenden höheren
Geist des Künstlerischen spürt und achtet.
J * # *
Meier-Graefe erzählt, daß er einst bei
Liebermann dessen Bode-Porträt besah und
von dem Maler um ein Urteil gefragt wurde.
Da habe er mit einer tiefgründigen ästhe-
tischen Analyse geantwortet. Liebermann
strich den Wortschwall fort und meinte: ach
wat, ob et ähnlich is, det is die Hauptsache!
— Wenn so dem Maler die Ähnlichkeit der
wichtigste Maßstab für die Beurteilung des
Porträts ist, so muß dies erst recht für den
Photographen gelten. Wenn Liebermann
soviel Achtung vor dem Objekt hat,
daß er es über seine künstlerischen
Absichten herrschen läßt, so muß erst
recht der Photograph den Menschen
respektieren, wie er vor die Kamera
tritt. Nun wird Liebermann selbstverständ-
lich nicht ein hahnebüchenes Stenogramm,
nicht die pedantische Projektion jeder Haut-
falte fordern; er meint die Ähnlichkeit in
einem höheren geistigen und künstlerischen
98
NICOLA PERSCHEID—BERLIN.
Bildnis-Gruppe.
allen Ernstes das geschaffen werden, was der
harmlose Laie erwartet, wenn er sich photo-
graphieren läßt. Aber es soll dies so edel
und so schön geschehen, daß auch der ge-
fühllose Banause eine solche Photographie
nicht etwa wie einen Steckbrief behandelt,
sondern den von ihr ausgehenden höheren
Geist des Künstlerischen spürt und achtet.
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Meier-Graefe erzählt, daß er einst bei
Liebermann dessen Bode-Porträt besah und
von dem Maler um ein Urteil gefragt wurde.
Da habe er mit einer tiefgründigen ästhe-
tischen Analyse geantwortet. Liebermann
strich den Wortschwall fort und meinte: ach
wat, ob et ähnlich is, det is die Hauptsache!
— Wenn so dem Maler die Ähnlichkeit der
wichtigste Maßstab für die Beurteilung des
Porträts ist, so muß dies erst recht für den
Photographen gelten. Wenn Liebermann
soviel Achtung vor dem Objekt hat,
daß er es über seine künstlerischen
Absichten herrschen läßt, so muß erst
recht der Photograph den Menschen
respektieren, wie er vor die Kamera
tritt. Nun wird Liebermann selbstverständ-
lich nicht ein hahnebüchenes Stenogramm,
nicht die pedantische Projektion jeder Haut-
falte fordern; er meint die Ähnlichkeit in
einem höheren geistigen und künstlerischen
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