Originalität.
NICOLA PERSCHEID—BERLIN.
Bildnis: Ad. von Hildebrandt.
ORIGINALITÄT.
Mit Hartnäckigkeit und Nachdruck hat das
neunzehnte Jahrhundert in seiner zweiten
Hälfte an der Verbreitung des Gedankens ge-
arbeitet, daß der Mensch nichts so Eigenes
und Wertvolles besitze, als seine Persönlichkeit.
Nietzsche und vor ihm Stirner, Stifter und
andere waren die Wortführer dieses Gedankens,
die Literatur der 80 er Jahre hat ihn mit
geradezu maniakalischem Eifer variiert, und
heute hat er als fester Bestandteil der modernen
Weltanschauung Geltung gewonnen. Ja, die
Worte »Persönlichkeit, Individualität, Origi-
nalität« sind so oft gefallen, daß sie dem Ohre
feiner organisierter Zeitgenossen lästig wurden
und ihren vereinzelten Widerspruch hervor-
gerufen haben. Dieser Widerspruch ändert
aber an der fortdauernden Geltung des Ge-
dankens nichts. Man wehrt sich gegen ein
lästiges, zudringliches Wort, aber die Sache
selbst bleibt in Kraft. Der Originalitätsgedanke
106
NICOLA PERSCHEID—BERLIN.
Bildnis: Ad. von Hildebrandt.
ORIGINALITÄT.
Mit Hartnäckigkeit und Nachdruck hat das
neunzehnte Jahrhundert in seiner zweiten
Hälfte an der Verbreitung des Gedankens ge-
arbeitet, daß der Mensch nichts so Eigenes
und Wertvolles besitze, als seine Persönlichkeit.
Nietzsche und vor ihm Stirner, Stifter und
andere waren die Wortführer dieses Gedankens,
die Literatur der 80 er Jahre hat ihn mit
geradezu maniakalischem Eifer variiert, und
heute hat er als fester Bestandteil der modernen
Weltanschauung Geltung gewonnen. Ja, die
Worte »Persönlichkeit, Individualität, Origi-
nalität« sind so oft gefallen, daß sie dem Ohre
feiner organisierter Zeitgenossen lästig wurden
und ihren vereinzelten Widerspruch hervor-
gerufen haben. Dieser Widerspruch ändert
aber an der fortdauernden Geltung des Ge-
dankens nichts. Man wehrt sich gegen ein
lästiges, zudringliches Wort, aber die Sache
selbst bleibt in Kraft. Der Originalitätsgedanke
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