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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 21.1907

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Moderne Raumkunst im Dienste des Norddeutschen Lloyd
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https://doi.org/10.11588/diglit.6700#0153

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Moderne Raumkunst im Dienste

Campbell & pullich—Berlin. Skizze zu einer Diele.

Lloyd zu einer geschmackvollen Ausstattung- seiner
Dampfer nicht erst neuesten Datums. Viel Kraft
und Arbeit ist seit den 80er Jahren auf die prunk-
volle Ausstattung der Speisesäle und Salons
seiner Schiffe verwandt worden in der Absicht,
auch vom Kunstgewerbe das Beste zu nehmen,
was dem Schiffe dienen könnte. Aber es wäre
beinahe ein Wunder gewesen, wenn unter den
besonders ungünstigen Zeitumständen sich das
dekorative Genie gefunden hätte, das der Stilmode
von damals zum Troty die gesunden Wege der
Zukunft voraussehend aus der Ingenieuraufgabe
des Schiffbaus den Ingenieurstil für die Schiffs-
innenräume entwickelt hätte. Und solange das
nicht kam, half alle Kunst nicht. Nirgends ist
die Sachlichkeit, die knappe Schlichtheit von
Wand und Decke, das material- und ingenieur-
mäßig klare Grundgerüst des Raumes unent-
behrlicher als in der Ausstattung der Schiffs-
räume, in denen jeder Quadrat-Zentimeter der
Fläche kostbar ist und genügt werden muß.
— Im allgemeinen sind die Innenräume des

neuesten Lloyddampfers nicht wesentlich anders,
als wir solche bisher zu sehen gewohnt waren.
Neu sind dagegen die Luxuskabinen.

Diese Räume sind mit ihrer Grundfläche von
annähernd 3x4 Meter kaum noch im alten
Sinne Kabinen zu nennen. Die Kleinheit der
Fenster, die geringe Höhe und die Tatsache, dag
Wand und Decke infolge der Konstruktion des
Schiffskörpers von Natur nicht rechtwinkelig zu
einander stehen, unterscheidet sie äußerlich von
den Räumen einer Hauseinrichtung. Einige der
Künstler haben ihre Aufgabe damit angefangen,
daß sie diese vom Schiffsrumpf diktierte Schräge
des Raumes: die jeder architektonischen Wirkung
feindlich ist, durch ihre Deckenkonstruktion be-
seitigt haben: so B. Paul und Olbrich; andere
wie Riemerschmid haben darauf verzichtet, viel-
leicht in der Überzeugung, daß dies Verbergen
der einmal gegebenen Schiffskojen - Form ein
Verstoß gegen die Logik moderner Raumkunst
sei. Gemeinsam ist allen, daß sie sich bemüht
haben, den amerikanischen Möbelwirj, der in

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