Andreas von Balthesser über die Betrachtung von Gemälden.
goldschmied emil lettre—berlin.
In Silber getriebene Fruchtschale.
daß die Erfassung des Technischen, die restlose
Bewältigung- des Technischen durch die An-
schauung, nicht nötig wäre, als Basis gleich-
sam jener Seelen - Zwiesprache. Man lernt die
Seele eines Bildes
erst allmählich und auf
vielen technischen Um-
wegen kennen, wenn
sie auch beim ersten
Zusammentreffen
ihre Anwesenheit der
verwandten noch so
deutlich verrät. Ich
meine nur, daß das
Reden über technische
Dinge am besten hin-
term Rücken eines Bil-
des geschehen sollte.
„Hinterm Rücken eines
Bildes", das kann sich
sehr gut vertragen
mit dem vollsten Be-
trachten. Aber es ist
ein andres Betrachten
als das, bei dem alle
Vernunft schweigt, ab-
stirbt sozusagen, er-
emil lettre—Berlin. Kleines silbernes Gefäß.
lischt wie ein Licht in einer Lampe, das noch
eben eine leuchtende und wärmende Flamme war
und alle entfernten Ecken eines Raumes erhellte
und - mit eins fort, aus der Welt, niemals ge-
wesen ist. - Bilder
sind der schwierigste
Umgang. Sie sind voll
Launen und äußerst
empfindlich. Manch-
mal kommen sie einem
entgegen mit einer
Offenheit, einerFreund-
lichkeit, daß man nicht
weiß, wie man sich
zu fassen hat. Manch-
mal gehen sie von
einem so schnell und
weit fort, daß man
ihnen nicht zu folgen
imstande ist. Auch
haben sie sehr wech-
selnde Stimmen. Bald
sind sie überlaut, bald
so leise, daß man sie
kaum versteht und
immer „wie" fragen
möchte. — —
28l
goldschmied emil lettre—berlin.
In Silber getriebene Fruchtschale.
daß die Erfassung des Technischen, die restlose
Bewältigung- des Technischen durch die An-
schauung, nicht nötig wäre, als Basis gleich-
sam jener Seelen - Zwiesprache. Man lernt die
Seele eines Bildes
erst allmählich und auf
vielen technischen Um-
wegen kennen, wenn
sie auch beim ersten
Zusammentreffen
ihre Anwesenheit der
verwandten noch so
deutlich verrät. Ich
meine nur, daß das
Reden über technische
Dinge am besten hin-
term Rücken eines Bil-
des geschehen sollte.
„Hinterm Rücken eines
Bildes", das kann sich
sehr gut vertragen
mit dem vollsten Be-
trachten. Aber es ist
ein andres Betrachten
als das, bei dem alle
Vernunft schweigt, ab-
stirbt sozusagen, er-
emil lettre—Berlin. Kleines silbernes Gefäß.
lischt wie ein Licht in einer Lampe, das noch
eben eine leuchtende und wärmende Flamme war
und alle entfernten Ecken eines Raumes erhellte
und - mit eins fort, aus der Welt, niemals ge-
wesen ist. - Bilder
sind der schwierigste
Umgang. Sie sind voll
Launen und äußerst
empfindlich. Manch-
mal kommen sie einem
entgegen mit einer
Offenheit, einerFreund-
lichkeit, daß man nicht
weiß, wie man sich
zu fassen hat. Manch-
mal gehen sie von
einem so schnell und
weit fort, daß man
ihnen nicht zu folgen
imstande ist. Auch
haben sie sehr wech-
selnde Stimmen. Bald
sind sie überlaut, bald
so leise, daß man sie
kaum versteht und
immer „wie" fragen
möchte. — —
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