Oskar Zu Rutscher—Klotzsche-Dresden.
oskar zwintscher klotzsche-dresden. Bildnis des Dichters Reiner Maria Rilke
voller Farbenharmonien. So kern verschieden
Whistler und Zwintscher sind, zeigt sich doch
eine gewisse Ähnlichkeit in dieser, man möchte
sagen musikalischen Art der Tondurchführung.
Nur opfert Zwintscher niemals solchen Zwecken
die Klarheit des Kolorits. Er verschmäht die
welken, verschossenen Farbtöne, mit denen
auch weniger sichere Maler einer einheitlichen
Wirkung gewiß sind, auch in der Farbe zeigt
er stets den festen Blick. Bilder wie die
genannten sind eine schlagende Widerlegung
des alten Aberglaubens, daß das ausgesprochene
Lokalkolorit nur bunt sei, und daß man eigent-
lich »malerisch« nie
mit solchen Mitteln
wirken könne. —
Es ist selbstver-
ständlich, daß bei
einem guten Bildnis
nicht nur die Farb-
grundtöne, sondern
auch die Form der
Umgebung durch-
aus zum Wesen des
Dargestellten pas-
sen. Die einfache
Schwarz-Weiß-Wie-
dergabe des »Bild-
nisses mitNarzissen«
(Seite 347) sagt ja
nichts von der satten
Pracht in der Farbe
des Originals, aber
wie das lebhafte
und das gehaltene
Linienspiel des Or-
naments im Hinter-
grund, die Muste-
rung des Gewandes,
die Schmuckformen
des Armbandes zu-
sammengehen ge-
rade mit diesem
Mienenspiel, diesem
Gesichtsausdruck,
das macht auch
unsere Wiedergabe
klar. Man verglei-
che bei den Bildern
Seite 343 und 349
das Reflexspiel der
Umgebung, das Ge-
messene, Schwere
dort, das Anmutige
hier: es ist wie die
volle Instrumental-
begleitung eines schlichten Liedes. — Das
Vollendetste im Zusammenstimmen von
Porträt und Umgebung erreicht Zwintscher
in seinem »Bildnis in Blumen«. Zwintscher
hat seit jeher viel Verständnis für Art und
Wesen der Blumen gezeigt. Es lohnt sich,
die einzelnen Bilder einmal nur auf dieses
Kriterium durchzugehen (wobei man besonders
bei der holden Mädchenblüte [Seite 355]
weilen mag). Das Bildnis in Blumen aber
überragt doch alle andern. Wie viel Sonne
und Sonnenglück lacht in den Farben! Wie
beseelt sind alle diese Blumen, und wie
342
oskar zwintscher klotzsche-dresden. Bildnis des Dichters Reiner Maria Rilke
voller Farbenharmonien. So kern verschieden
Whistler und Zwintscher sind, zeigt sich doch
eine gewisse Ähnlichkeit in dieser, man möchte
sagen musikalischen Art der Tondurchführung.
Nur opfert Zwintscher niemals solchen Zwecken
die Klarheit des Kolorits. Er verschmäht die
welken, verschossenen Farbtöne, mit denen
auch weniger sichere Maler einer einheitlichen
Wirkung gewiß sind, auch in der Farbe zeigt
er stets den festen Blick. Bilder wie die
genannten sind eine schlagende Widerlegung
des alten Aberglaubens, daß das ausgesprochene
Lokalkolorit nur bunt sei, und daß man eigent-
lich »malerisch« nie
mit solchen Mitteln
wirken könne. —
Es ist selbstver-
ständlich, daß bei
einem guten Bildnis
nicht nur die Farb-
grundtöne, sondern
auch die Form der
Umgebung durch-
aus zum Wesen des
Dargestellten pas-
sen. Die einfache
Schwarz-Weiß-Wie-
dergabe des »Bild-
nisses mitNarzissen«
(Seite 347) sagt ja
nichts von der satten
Pracht in der Farbe
des Originals, aber
wie das lebhafte
und das gehaltene
Linienspiel des Or-
naments im Hinter-
grund, die Muste-
rung des Gewandes,
die Schmuckformen
des Armbandes zu-
sammengehen ge-
rade mit diesem
Mienenspiel, diesem
Gesichtsausdruck,
das macht auch
unsere Wiedergabe
klar. Man verglei-
che bei den Bildern
Seite 343 und 349
das Reflexspiel der
Umgebung, das Ge-
messene, Schwere
dort, das Anmutige
hier: es ist wie die
volle Instrumental-
begleitung eines schlichten Liedes. — Das
Vollendetste im Zusammenstimmen von
Porträt und Umgebung erreicht Zwintscher
in seinem »Bildnis in Blumen«. Zwintscher
hat seit jeher viel Verständnis für Art und
Wesen der Blumen gezeigt. Es lohnt sich,
die einzelnen Bilder einmal nur auf dieses
Kriterium durchzugehen (wobei man besonders
bei der holden Mädchenblüte [Seite 355]
weilen mag). Das Bildnis in Blumen aber
überragt doch alle andern. Wie viel Sonne
und Sonnenglück lacht in den Farben! Wie
beseelt sind alle diese Blumen, und wie
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