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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 21.1907

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Ludwig, V.: Mathias Molitor - Leipzig (Rom)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6700#0374

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Mathias Molitor—Leipzig.

MATHIAS MOI.ITOR^LEIPZIG.

Kleinplastik »Amazone«.

MATHIAS MOLITOR-LEIPZIG. (ROM.)

In Leipzig und Bremen erregten vor kurzem die
in Rom entstandenen plastischen Arbeiten eines
jungen Künstlers die erfreute Aufmerksamkeit
verständnisvoller Kreise; und wenn man der Per-
son des Schöpfers nachfragte, so erfuhr man,
daß er bisher — ein Maler war. Darf dies Hin-
übergreifen von einem Gebiet der Kunst in das
andere heute noch befremden? Gewiß nicht, nach-
dem Männer wie Klinger und andere es allem
Widerspruch zum Troß durchgeseßt haben, in
beiden für voll zu gelten. Und bei Molitor
insbesondere konnte sich niemand, der seine
malerische Tätigkeit kannte, verwundern, dag es ihn
schließlich auch oder wohl sogar hauptsächlich
zur Plastik zog, denn schon in seinen Bildern
und Zeichnungen offenbarte sich ein, heutzutage
leider nicht gar häufiges, Interesse für Form,
das ihn unwillkürlich auch auf die plastische Be-
tätigung hindrängen mußte.

Mathias Molitor stammt aus der Eifel und
hat eine freudenarme Jugend in Köln verlebt.
Sein Zeichentalent führte ihn jung in ein tech-

nisches Bureau, bis ihn ein Gönner für einige
Zeit auf die Weimaraner Akademie schickte,
doch bald wieder fallen ließ. Nach wechselvollen
Irrfahrten im fernen Ausland kam er nach Leipzig,
wo er für Breitkopf & Härtel eines der bekannten
Zehnpfennig-Flugblätter, Herweghs Reiterlied,
illustrierte, und mancherlei Umschläge, Vignetten
und Notentitel entwarf, wobei sich seine deko-
rative Begabung trefflich bewährte. Dann fand
er Anstellung in einem Großbetrieb für Deko-
rationsmalerei, doch ließ ihm der Drang zu freier
Kunstübung keine Ruhe, er warf das sichere Aus-
kommen von sich und schlug sich als Künstler
notdürftig genug durch. In einer als Atelier her-
gerichteten Bodenkammer entstanden Studien und
Bilder, die hie und da unter der Hand einen
Liebhaber fanden; und zwar waren es neben seinen
Landschaften gleich von Anbeginn Kompositionen,
die seine ausgesprochene Neigung zum Figür-
lichen, namentlich zum menschlichen Körper, ver-
rieten — ein nackter Jüngling auf weißem Roß,
eine idyllische Landschaft mit einem jungen

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