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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 22.1908

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Utitz, Emil: Zweckmässigkeit und Schönheit: Eine ästhetische Betrachtung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7006#0029

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ZWECKMÄSSIGKEIT UND SCHÖNHEIT.

EINE ÄSTHETISCHE BETRACHTUNG VON DR- EMIL UTITZ.

In einer Forderung sind fast alle modernen
Kunstkritiker, soweit Architektur und Kunst-
gewerbe in Betracht kommen, einig: nämlich
in dem Rufe nach Zweckmäßigkeit. So
konnte und kann man noch häufig die Sätze
lesen: »Zweckmäßigkeit ist Schönheit« oder
wenigstens »ohne Zweckmäßigkeit keine
Schönheit«. Liegt in der ersten Behauptung
eine Gleichsetzung von Zweckmäßigkeit und
Schönheit, so wird in der zweiten, minder
schroffen, die Zweckmäßigkeit nur als eine
notwendige Bedingung der Schönheit hin-
gestellt.

Bei näherer Betrachtung müssen wir aber
«eine doppelte Zweckmäßigkeit unterscheiden:
eine in Wirklichkeit vorhandene und eine
lediglich durch die Erscheinung gegebene.
Ein Sessel, auf dem man bequem sitzen kann,

i st zweckmäßig, und er erscheint zweck-
mäßig, wenn er im Beschauer den Eindruck
erweckt, als ob man bequem auf ihm sitzen
könnte. Müssen nun scheinbare und wirk-
liche Zweckmäßigkeit stets Hand ■ in Hand
gehen ? Meiner Meinung nach muß dies ent-
schieden verneint werden. Greifen wir nur
auf unser Beispiel zurück: wie oft hören wir
da Ausrufe der Art: »Ich hätte gar nicht
geglaubt, daß man so bequem auf dem Stuhl
sitzen kann!« oder »Ich sitze hier so un-
bequem, und doch schien der Sessel so ein-
ladend«. Von welcher Zweckmäßigkeit
sprechen also die modernen Kunstkritiker?
Die meisten haben zu dieser Frage gar nicht
Stellung genommen und glauben, daß wirk-
liche Zweckmäßigkeit sich stets dem Be-
trachter ohne weiteres als solche zu erkennen

R. Luksch.
Kaiserin
Elisabeth von
Oesterreich.
Marmor.

'«OS. VII. :).

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