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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 22.1908

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Vogt, Adolf: Das Landhaus Schimmelpfeng in Zehlendorf: erbaut von Campbell & Pullich
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https://doi.org/10.11588/diglit.7006#0255

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DAS LANDHAUS SCHIMMELPFENG IN ZEHLENDORF.

ERBAUT VON CAMPBELL & PULLICH—BERLIN,

Was die Freunde Campbell und Pullich in
gemeinsamer Arbeit erstreben, und was
unsere deutsche Wohnungskunst von ihrem
eigenartigen Vorgehen erwarten darf, wurde
hier bereits gelegentlich einer früheren Publi-
kation erörtert. (Vergl. Deutsche Kunst und
Dekoration 1907, Novemberheft.) Die auf
den folgenden Seiten vorgeführte Bilderserie
mag als eine weitere Illustration des damals
Gesagten aufgefaßt werden. Eine wesentlich
neue Note weist das Landhaus Schimmelpfeng
(in Zehlendorf bei Berlin, Katharinenslraße 18)
nicht auf. Es bildet nur eine praktische
Erprobung der künstlerischen Grundsätze, von
denen damals die Rede war.

Es wird eine Zeit kommen, wo man von
derlei schlichten, durch ihre Bestimmung von
innen heraus geformten Gebäuden kein Auf-
hebens mehr machen wird, — weil sie zur
Selbstverständlichkeit geworden sind. Heute
haben diese Werke für uns größere Bedeutung
als die kunstvollsten Luxusbauten. Sie mar-
kieren den Weg, auf dem allein die Gesundung
unserer leidenden Architektur erfolgen kann.
Das von der Talmiarchitektur der Parvenu-
zeit geblendete Publikum kann nicht nach-
drücklich genug auf sie hingewiesen werden.

Das Landhaus Schimmelpfeng ist, abge-
sehen von dieser Solidität der Baugesinnung,
absolut keine Merkwürdigkeit. Der ganze Bau
stellt nichts weiter dar als die angemessene
Umkleidung eines komfortablen Haushalts.
Es hält sich auf der einen Seite ebenso von
aller Künstelei fern, wie es auf der andern
es verschmäht, mit falschem Putz das fürst-
liche Palais zu kopieren. Es ist ein »Land-
haus«, nicht mehr und nicht weniger. Es ist
für den Gebrauch bestimmt und wird seine
beste Seite auch erst im Gebrauch offenbaren.
Auf eine prunkvolle Schauseite kann es ver-
zichten, weil es nur um die Liebe des Be-
sitzers wirbt. Es braucht sich nicht für die
Straße zu putzen.

Eine Folge davon ist es nun, daß zwar
der Grundriß und die praktische Ausgestaltung
viel Erfreuliches bieten, daß jedoch über
die Architektur als solche wenig zu sagen bleibt.

Unsere Grundrisse zeigen die Anlage des
Hauses und des Gartens. Das eigentliche
Wohnhaus ist von der Straße zurückgezogen
und ihm ein Torgebäude vorgelagert, das
mit einer Pförtnerwohnung verbunden ist.
Von einer portalartigen Ausbildung wurde
hierbei vollständig abgesehen. Der Besucher

1908. x. 4.

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