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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 22.1908

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Die Grossherzogliche Porzellan-Sammlung Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.7006#0348

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Die Großherzogl. Porzellan-Sammlung Darmstadt.

DIE GROSSHERZOGL. PORZELLAN-SAMMLUNG DARMSTADT.

Oeit Anfang Juli ist Darmstadt um eine
^ Sehenswürdigkeit reicher: Großherzog
Ernst Ludwig hat die umfangreichen, alten
Porzellanschäße des Großherzoglichen Hauses in
dem im Herrengarten gelegenen „Prinz Georg-
Palais" unterbringen lassen und sie der Öffent-
lichkeit zugänglich gemacht. Durch Ankauf, Ge-
schenke und Leihgaben des Großherzoglichen
Landes-Museums ist die Sammlung zu einem
überaus stattlichen Museum herangewachsen.

Einen stimmungsvolleren und geeigneteren
Ort als das von Gärten umgebene freundliche
„Prinz Georg-Palais" wäre für die Sammlung
schwer zu finden gewesen. Schade nur, daß
die Räume die Fülle der Schäße jerjt schon
knapp zu fassen vermögen. Im Erdgeschoß, in
dem die späteren Werke vom Ende des acht-
zehnten und Anfang des neunzehnten Jahrhunderts
untergebracht sind, drängen sich die Objekte zum
Teil etwas gar zu sehr. Bis zur Decke hinauf
sind hier Vasen, Tassen und Teller aufgebaut,
sodaß manches köstliche Stück nicht ganz zur
Geltung kommen kann.

Im Obergeschoß liegen die Verhältnisse
wesentlich günstiger. Ein großer Mittelsaal und
drei anstoßende geräumige Zimmer stehen dort
zur Verfügung. Der Saal enthält die vornehmsten

Werke der Sammlung, größtenteils ganz köst-
liche Stücke aus frühester Zeit: eine Vitrine
Meißen, eine Frankenthal, eine Höchst, eine
Kelsterbach und zwei Schränke mit Figuren
und Gruppen in unglasiertem Biskuitporzellan aus
den Manufakturen Berlin, Sevres und Kopen-
hagen. Ganz besonders interessant ist die
„Kelsterbacher Kollektion", die außer einer Vitrine
des Mittelsaales auch das anstoßende grüne
Zimmer einnimmt.

Das blaue und das rosa Zimmer des Oberge-
schosses enthalten noch Arbeiten der Manufakturen
Höchst, Ludwigsburg, Wien, Kopenhagen,
Berlin, Frankenthal, Nymphenburg und
einiger kleineren Fabriken.

Der Gesamteindruck der Sammlung ist über-
aus erfreulich. Alles ist sehr übersichtlich und
äußerst geschmackvoll angeordnet. Der Direktor
der Großherzoglichen Privatsammlung, Dr. Ost er-
mann, dem es oblag die Kollektion zu ordnen
und einzurichten, hat seine Aufgabe ganz vorzüg-
lich gelöst.

Es war keine Kleinigkeit, den ziemlich ver-
nachlässigten Bau für Museumszwecke wieder
herzustellen und den ursprünglichen Schmuck der
oberen Räume, hübsche, vergoldete Stuck-Orna-
mente, aus den Übertünchungen herauszuschälen.

ARCHITEKT
JOSEF RJNGS
DARMSTADT.
 
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