gibt. Und die wenigsten denken daran, daß
wir beim Anblick eines Theaters, eines Spitals
u. s. w. durchaus nicht in der Lage sind genau
anzugeben, ob diese Gebäude in Wirklichkeit
zweckmäßig sind, und lediglich sagen können:
sie erscheinen uns zweckmäßig. Nur der sehr
erfahrene Betrachter — ja häufig bloß der
Fachmann — wird dann mit einer gewissen
Wahrscheinlichkeit aus dem Eindruck auf wirk-
liche Zweckmäßigkeit schließen können. Ein
derartiger Schluß bedarf jedoch stets genauer
Erwägung. Zur Zweckmäßigkeit eines Stuhles
z. B. gehört auch seine Dauerhaftigkeit; er darf
ferner nicht allzuschwer sein u. s. w. Und wenn
wir von derlei sprechen, drängt sich uns doch
gleich die Frage auf: hat denn dies etwas
mit ästhetischem Genießen zu tun? Können
derartige Reflexionen den Genuß fördern ? Fast
alle namhaften Ästhetiker stimmen darin über-
ein , daß wir es beim ästhetischen Genießen
lediglich mit der Erscheinung der Gegen-
stände zu tun haben; oder vulgär gesagt:
es kommt nicht darauf an, was die Sachen
sind, sondern wie sie ausschauen. Und damit
ist wohl die Lösung dieser Frage bereits ge-
geben: für den ästhetischen Genießer ent-
scheidet lediglich der Eindruck des Gegen-
standes ; wie dieser in Wirklichkeit ist, bleibt
für denjenigen, der nur ästhetisch wertet, gleich-
giltig. Allerdings sind Architektur und Kunst-
gewerbe nicht bloß auf den äußern Eindruck
hin geschaffen, sondern ihnen obliegt die Auf-
gabe , gewisse praktische Zwecke zu leisten.
Daher werden sie auch meist nicht zu den
reinen, sondern zu den angewandten Künsten
gerechnet. So ergeben sich zwei Betrachtungs-
möglichkeiten : die eine, welche auf die Wertung
der praktischen Leistung abzielt, und die
andere, die sich lediglich der lustbetonten
Erscheinung zuwendet und wahrhaft ästhetisch
ist. Zu letzterer gehört auch der Eindruck
der Zweckmäßigkeit, sodaß er in vielen Fällen
eine notwendige Bedingung des ästhetischen
Genießens bildet. Damit ist aber über wirk-
liche Zweckmäßigkeit gar nichts ausgesagt,
ferner auch nicht, daß dieser Eindruck bereits
den ganzen ästhetischen Genuß ausmacht oder
auch für ihn genügt.
Wodurch wird nun der Eindruck der Zweck-
mäßigkeit hervorgerufen? Die nächstliegende
Antwort lautet: durch wirkliche Zweckmäßig-
keit. Und in der Tat ruft in zahlreichen
Fällen wirkliche Zweckmäßigkeit auch den dies-
bezüglichen Eindruck 1 hervor, doch in vielen
anderen Fällen wieder nicht. Doch vorerst sei
wir beim Anblick eines Theaters, eines Spitals
u. s. w. durchaus nicht in der Lage sind genau
anzugeben, ob diese Gebäude in Wirklichkeit
zweckmäßig sind, und lediglich sagen können:
sie erscheinen uns zweckmäßig. Nur der sehr
erfahrene Betrachter — ja häufig bloß der
Fachmann — wird dann mit einer gewissen
Wahrscheinlichkeit aus dem Eindruck auf wirk-
liche Zweckmäßigkeit schließen können. Ein
derartiger Schluß bedarf jedoch stets genauer
Erwägung. Zur Zweckmäßigkeit eines Stuhles
z. B. gehört auch seine Dauerhaftigkeit; er darf
ferner nicht allzuschwer sein u. s. w. Und wenn
wir von derlei sprechen, drängt sich uns doch
gleich die Frage auf: hat denn dies etwas
mit ästhetischem Genießen zu tun? Können
derartige Reflexionen den Genuß fördern ? Fast
alle namhaften Ästhetiker stimmen darin über-
ein , daß wir es beim ästhetischen Genießen
lediglich mit der Erscheinung der Gegen-
stände zu tun haben; oder vulgär gesagt:
es kommt nicht darauf an, was die Sachen
sind, sondern wie sie ausschauen. Und damit
ist wohl die Lösung dieser Frage bereits ge-
geben: für den ästhetischen Genießer ent-
scheidet lediglich der Eindruck des Gegen-
standes ; wie dieser in Wirklichkeit ist, bleibt
für denjenigen, der nur ästhetisch wertet, gleich-
giltig. Allerdings sind Architektur und Kunst-
gewerbe nicht bloß auf den äußern Eindruck
hin geschaffen, sondern ihnen obliegt die Auf-
gabe , gewisse praktische Zwecke zu leisten.
Daher werden sie auch meist nicht zu den
reinen, sondern zu den angewandten Künsten
gerechnet. So ergeben sich zwei Betrachtungs-
möglichkeiten : die eine, welche auf die Wertung
der praktischen Leistung abzielt, und die
andere, die sich lediglich der lustbetonten
Erscheinung zuwendet und wahrhaft ästhetisch
ist. Zu letzterer gehört auch der Eindruck
der Zweckmäßigkeit, sodaß er in vielen Fällen
eine notwendige Bedingung des ästhetischen
Genießens bildet. Damit ist aber über wirk-
liche Zweckmäßigkeit gar nichts ausgesagt,
ferner auch nicht, daß dieser Eindruck bereits
den ganzen ästhetischen Genuß ausmacht oder
auch für ihn genügt.
Wodurch wird nun der Eindruck der Zweck-
mäßigkeit hervorgerufen? Die nächstliegende
Antwort lautet: durch wirkliche Zweckmäßig-
keit. Und in der Tat ruft in zahlreichen
Fällen wirkliche Zweckmäßigkeit auch den dies-
bezüglichen Eindruck 1 hervor, doch in vielen
anderen Fällen wieder nicht. Doch vorerst sei