lieh nicht. Im Gegenteil, all diese Dinge
verteuern den Bau und bedürfen vielleicht
häufiger Reparatur. Aber sie erfüllen den
wichtigen Zweck: die möglicherweise wirk-
lich vorhandene Zweckmäßigkeit irgendwie
zum Ausdruck zu bringen. Und der Hin-
weis erscheint mir wichtig, daß dieser Erfolg
oft durch Mittel erreicht werden muß, die
mit wirklicher Zweckmäßigkeit nichts zu tun
haben. Damit ist eigentlich die, von manchen
Modernen aufgestellte, Forderung der reinen
Zweckform bereits widerlegt. Denn bedarf
es zur Erweckung des Eindruckes von Zweck-
mäßigkeit auch nur zuweilen Mittel, die an
sich nicht praktisch zweckmäßig sind, so
folgt daraus, daß die reine Zweckform in
manchen Fällen nicht hinreicht. Genügen
kann sie nur in jenen, wo wirklicher Zweck-
mäßigkeit auch ohne weiteres die der Er-
scheinung entspricht. Aber selbst dann kann
doch noch nicht gleich gesagt werden: daher
muß der Gegenstand schön sein. Denn
erstens wäre der ästhetische Eindruck recht
dürftig, wenn lediglich die Freude an den
verschiedenen Vorstellungen der Zweckmäßig-
keit gegeben wäre. Zweitens gibt es un-
zweifelhaft Fälle, wo scheinbare Zweckmäßig-
keit durchaus nicht Bedingung ästhetischen
Genießens wird, sondern in Wettstreit tritt
mit anderen Eindrücken, denen sie unterliegt.
Ein Beispiel soll gleich zeigen, was ich meine:
ich denke an manche moderne Geschäfts-
häuser, wo oft ein einziger Eisenbalken das
ganze Erdgeschoß überspannt, wodurch ein
großes, rechteckiges Loch ohne jede Glie-
derung entsteht. Darüber erhebt sich nun
die Facade mit Erkern und Baikonen, welche
eine Stütze unbedingt fordern würden. Da-
durch wird der Eindruck erweckt, als ob die
Facade ohne jede Fundierung in der Luft
hängen würde. Und der Beschauer staunt,
daß der ganze Bau nicht zusammenbricht.
Die Zweckmäßigkeit springt aber in die Augen.
Dadurch daß das ganze Erdgeschoß nur Glas
ist, können die Auslagen einen größeren
Raum einnehmen, als wenn Pfeiler und Stützen
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verteuern den Bau und bedürfen vielleicht
häufiger Reparatur. Aber sie erfüllen den
wichtigen Zweck: die möglicherweise wirk-
lich vorhandene Zweckmäßigkeit irgendwie
zum Ausdruck zu bringen. Und der Hin-
weis erscheint mir wichtig, daß dieser Erfolg
oft durch Mittel erreicht werden muß, die
mit wirklicher Zweckmäßigkeit nichts zu tun
haben. Damit ist eigentlich die, von manchen
Modernen aufgestellte, Forderung der reinen
Zweckform bereits widerlegt. Denn bedarf
es zur Erweckung des Eindruckes von Zweck-
mäßigkeit auch nur zuweilen Mittel, die an
sich nicht praktisch zweckmäßig sind, so
folgt daraus, daß die reine Zweckform in
manchen Fällen nicht hinreicht. Genügen
kann sie nur in jenen, wo wirklicher Zweck-
mäßigkeit auch ohne weiteres die der Er-
scheinung entspricht. Aber selbst dann kann
doch noch nicht gleich gesagt werden: daher
muß der Gegenstand schön sein. Denn
erstens wäre der ästhetische Eindruck recht
dürftig, wenn lediglich die Freude an den
verschiedenen Vorstellungen der Zweckmäßig-
keit gegeben wäre. Zweitens gibt es un-
zweifelhaft Fälle, wo scheinbare Zweckmäßig-
keit durchaus nicht Bedingung ästhetischen
Genießens wird, sondern in Wettstreit tritt
mit anderen Eindrücken, denen sie unterliegt.
Ein Beispiel soll gleich zeigen, was ich meine:
ich denke an manche moderne Geschäfts-
häuser, wo oft ein einziger Eisenbalken das
ganze Erdgeschoß überspannt, wodurch ein
großes, rechteckiges Loch ohne jede Glie-
derung entsteht. Darüber erhebt sich nun
die Facade mit Erkern und Baikonen, welche
eine Stütze unbedingt fordern würden. Da-
durch wird der Eindruck erweckt, als ob die
Facade ohne jede Fundierung in der Luft
hängen würde. Und der Beschauer staunt,
daß der ganze Bau nicht zusammenbricht.
Die Zweckmäßigkeit springt aber in die Augen.
Dadurch daß das ganze Erdgeschoß nur Glas
ist, können die Auslagen einen größeren
Raum einnehmen, als wenn Pfeiler und Stützen
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