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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 22.1908

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Bredt, Ernst Wilhelm: Tradition oder Fortschritt?: Drei Fragen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7006#0049

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Das Gegenteil ist zu-
treffend. — Nur an jene
Künstlernamen heften sich
die Entwicklungsetappen
der Kunstgeschichte, die
ein Neues — nicht das
Gewohnte ihrer Zeit gaben.
Ja das Neue, was die
gaben, war meist so un-
gewöhnlich, daß erst
allmählich das Gewaltige
ihrer Gabe eingesehen
werden konnte. — Die
antike Plastik verbindet
mit den Namen des
Phidias, Polyklet, Praxi-
teles, Lysipp u. a. je-
weils die Erweiterung des
Schaffenskreises der Pla-
stik. Ganz Rom war nur
da wirklich groß, wo es
die bisherige Architektur-
welt um noch nicht Ge-
sehenes und Geschaffenes
bereicherte. Wo Rom
nur hellenische Tradition
pflegte, verliert es für
uns als Gestalterin. —
Wenn man im 13. Jahr-
hundert noch immer den
Rundbogen für allein
traditionell, also für gut
und bodenständig hätte
erklären wollen — und
die Kirche wäre doch
am ehesten berechtigt ge-
wesen, für traditionelle
Form einzutreten — so
hätten wir nie jene ge-
waltigen Dome der Gotik
bekommen, die jetzt der
Stolz nordischer Art sind!
— Doch soll hier nicht
zu viel Kunstgeschichte
traktiert werden. — Wie
verhielt sich jedoch der
allergrößten Einer zur
Tradition? — War Michel-
Angelo nicht ein gewal-
tiger Zertrümmerer durch
all das was er gab ? ?
Wie hat er allein im
»jüngsten Gericht« der
Sixtina ein altes Thema
behandelt. War er ein
ideal von Traditionsmeier ?

1 W. von
I Beckerath
' Studien.

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