Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 22.1908

DOI Artikel:
Zimmermann, Ernst: Porzellan-Kunst
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.7006#0060

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
R. Schmidt.
Entwürfe für
Kleider.

besondere Zutaten hinzugefügt werden, und
der Chemiker, der Techniker, der dieses alles
vornimmt, muß zum Künstler werden, er muß
Qualitätssinn besitzen, will er hier Gutes von
Schlechtem unterscheiden und unter seinen
Händen das Porzellan so gestalten, daß es
als Masse schon ästhetischen Empfindungen
auszulösen vermag.

Aber freilich, solche künstlerische Tech-
niker hat es in Europa bisher wohl kaum
allzu viele gegeben, selbst nicht in der
klassischen Zeit des europäischen Porzellans
im 18. Jahrhundert. Damals war die Masse
des Porzellans manches Mal sogar so schlecht,
daß sie eher der Fayence als dem Porzellan
ähnlich zu sein seinen. Nach China muß
man gehen, freilich auch hier fast ausschließ-
lich in das der vergangenen Jahrhunderte, um
zu erkennen, was Porzellankunst schon als
Materialkunst sein kann. Denn der Chinese

schätzt in der Keramik, genau wie der
Japaner das gute Material an sich ebenso
hoch, wie die in ihm angewandte Kunst.
Ein schönes Stück Porzellan kann daher dort
schon ein solches sein, was vor allem eine
schöne Masse zeigt. Glasur, wie Scherben
müssen hierbei in gleicher Weise mitwirken,
und gern liebt der Chinese in diesem Stoffe,
völlig entgegengesetzt dem europäischen Por-
zellanideal, das diesen Stoff nicht weiß und
kreidig genug besitzen kann, die leichten
grünen oder gelblichen Tönungen. Sie mildern
die Kälte dieses Materials, besänftigen das
Auge. Er kann bei vielen Stücken dieser
Art dann ganz ohne weitere Farben auskommen,
wofern nur ein wenig Plastik als Belebung
hinzutritt. Und so vollendet schon der reine
Brennprozeß in diesem Falle das Werk, dessen
ästhetische Wirkungen freilich durchaus die
Folgen menschlicher Vorausberechnung sind.


 
Annotationen