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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 22.1908

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Hardenberg, Kuno von: Emilie Mediz-Pelikan und Carl Mediz
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https://doi.org/10.11588/diglit.7006#0244

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Emilie Mediz-Pelikan f und Carl Mediz.

Porträt der Frau Mediz-Pelikan.

Emilie Pelikan, (ür ihn die glücklichste Er-
gänzung bedeutete. Carl Mediz verließ Dachau
früher, um sich nach Paris zu begeben, er
hoffte von Julians Akademie neue Offen-
barungen, wo er unter Fleury zu arbeiten
begann. Leider verwirklichte sich nicht, was
er erwartet hatte, was sollte auch ihm, dem
schlichten Sohn der Berge, das Leben in der
rue Dragon! Fleury verstand ihn nicht und
der Aufenthalt in der weltbekannten Mal-
schule nahm ein Ende mit Schrecken, dadurch,
daß der glatte Meister seinen eigensinnigen
Schüler fortschickte. Damit war für diesen
Paris erledigt, mit einem Male war es ihm
klargeworden, welche Kluft sein oberdeutsches
Wesen von französischem Geiste trennte und
so begab er sich aufs Neue auf die Wander-
schaft. Er ging nach Knocke, um in dem
Frieden des plein-airistischen Paradieses seine
Enttäuschung zu vergessen. Er sollte dort
mehr finden: Seine Freundin Emilie Pelikan,
die hier, gleich ihm, künstlerische Mißerfolge
in der Suche nach neuen Ausdrucksmitteln
zu überwinden trachtete. Die alten herzlichen
Beziehungen wachten wieder auf und ihnen

CARL MEDIZ.

unter Bastien Lepages Einfluß üppig gedieh,
zog auch die junge Künstlerin, die gerne
eigene Pfade zu wandeln liebte, an und so
begab sie sich in das moderne Lager, in dem
ein Uhde, Olde, Baum, Stremel, Kalckreuth
mit Hilfe der Moment-Photographie an kar-
toffelrodenden Frauen stürmerisch, drängerisch
experimentierten. Ihre Arbeiten, die Selbst-
ständigkeit und großes Wollen verrieten, fanden
in diesem Kreise bald Anerkennung, vor allem
auch die ihres nachmaligen Gatten Carl Mediz,
der von Wien, wo er die Akademie mit wenig
Freude kurze Zeit besucht hatte, über München
hierher verschlagen war. Die gemeinsame
Wurzel in demselben Vaterlande, trug dazu
bei, die kollegialen Beziehungen fester zu ver-
knüpfen und eine feste Freundschaft zu be-
gründen, die in gegenseitiger Anregung ihren
schönsten Ausdruck fand. Das Künstlerpaar
war aber auch wie für einander geschaffen
und wer den herben, schroffen, in sich fest
geschlossenen Charakter Medizens von damals
in Erwägung zieht, wird sich leicht denken
können, daß ein kluges, eigenartiges, sanftes
und tiefempfindendes Wesen, wie das der
 
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