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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 22.1908

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Schölermann, Wilhelm: Hessische Landes-Ausstellung für freie und angewandte Kunst, Darmstadt 1908: Malerei und Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7006#0304

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Hessische Landes-Ausstellung Darmstadt igo8.

Rückenakte. Am wenigsten erfreulich scheint
hier das größere Bild, mit den Schwächen seiner
Entstehungszeit vielleicht behaftet: »Sonntag
im Odenwald«. Obwohl die Heim-Kollektion
gute Beispiele enthält, mögen die mit ihm
einst Vertrauten bedauern, daß nicht noch
mehr seiner besten Werke zur Verfügung ge-
stellt werden konnten.

Eine ganze Speisekarte schmackhafter
Stilleben hat Auguste Kichler (Darmstadt)
dargeboten. Spargel, Kirschen und vor-
nehmlich den scharfzahnigen Raubfisch des
Teiches, den Hecht, säuberlich mit Zitronen
garniert! Nicht jeder kann koloristisch
und charakteristisch so viel bieten, wenn
nichts als ein Fisch mit einer Zitronen-
scheibe zur Verfügung steht. Karl Raupps
»Fischers Abschied« zeigt ihn von einer ganz
günstigen Seite.

Ein Eigener ist Ph. O. Schäfer in seinen
anfangs befremdenden, durch ihre sicheren,
zeichnerischen und kompositioneilen Vorzüge
aber überzeugenden dekorativen Gemälden wie
» Anadyomene«, »das Wasser«, »das Feuer«
und »Bacchuszug«. Alexander Bertrands
»Sinkende Sonne«, ein Blumen begießender
Klosterbruder im Garten, hat viele bestechende
Vorzüge und fand dafür als eines der ersten
Bilder auch seinen Liebhaber und Käufer.

Auf die ziemlich schlimm gehängte Abteilung
für Graphik und Handzeichnungen besonders
einzugehen, erscheint nicht erforderlich, da
sie doch meist von den gleichen Urhebern
stammen, die auch unter den Gemälden
vertreten sind. Preetorius,der Simplizissimus-
Zeichner, bildet eine Ausnahme. Desgleichen
Tony Sarg (London) und Pfeiffer (Darmstadt).
Peter Halm ragt diesmal neben seiner an-
erkannten Reproduktionstechnik mit sehr feinen
landschaftlichen Original-Radierungen hervor.
Ebenso Schmoll v. Eisenwerth, Ubbelohde,
Thielmann und Windisch. Eine Stellung für sich
nimmt Kleukens ein mit seinem brillanten de-
korativen Aquarell (nebst allerlei Mischtechnik
darin) mit dem laufenden Silberfasan: »Elfenlust«.

Schmoll entwickelt sich allmählich zu einem
sehr sensiblen, rhythmischen Stilgefühl, das
schon in seinen zahlreichen Holzschnitten und
Zeichnungen, nicht weniger aber in den
größeren Gemälden hervortritt. Bei den
Bildern »Spaziergang« (im 1. Oberlichtsaal),
»Abendfrieden« (2. Oberlichtsaal) und dem
herrlich kühlen, klangfrischen »Frühling« mit
den bergab in Silberfäden rieselnden Quellen,
da wirkt die Tonskala, so »unreal« sie sein
oder scheinen mag, doch vollkommen wahr 1
Die einzig treffende Farbe für die beabsich-
tigte Wirkung. Diese Töne mögen der Phan-

RICHARD HÖLSCHER DARMSTADT. IiLIIMKNPKLUCKEN«

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