Der Stil des Bestellers.
AUGUST WONDRA -DARMSTADT.
Gemälde: » Herbst« .
DER STIL DES BESTELLERS.
Die Zeitschrift »Innen-Dekoration« war
meines Wissens die erste Fachzeitschrift,
die den persönlichen Anteil des Bestellers an
seinem Mobiliar und seiner Wohnungs-Aus-
stattung hervorhob und zu fördern suchte,
um damit der Einzelanfertigung nach persön-
lichem Geschmack Vorschub zu leisten und
den gedankenlosen Einkauf ganzer Ausstat-
tungen nach Musterzimmern, meistens von
Geschmacklosigkeiten geradezu starrend, ein-
zuschränken. Daß diese Mühen nicht nur
keine vergeblichen gewesen, sondern vielmehr
von fast überraschenden Erfolgen gekrönt
worden sind, das kann niemand mehr be-
streiten, selbst wir nicht, die wir trotz alledem
immer wieder den Kampf gegen Ungeschmack
und Teilnahmlosigkeit, loddrige Arbeit und
Scheinware aufs neue führen müssen.
Es läßt sich unendlich viel an persön-
licher Einzelarbeit leisten, wenn wir die
hunderte von Dingen ins Auge fassen, die
unserem »Menschen« dasjenige geben und
sein sollen, was ihn nach »außen« legitimiert,
damit er nicht zu den gewöhnlichsten der
Herdenmenschen gezählt werde.
Da hören wir immer von dem Stil der
Technik, von dem Stil des dieser unter-
worfenen Materials, von dem Stil des beide
meisternden Künstlers. Und dann wird uns
wieder ein gelehrter Vortrag über historische
Stile, über einen Stil der Kirche und über die
Stile der französischen Könige gehalten. Und
an alledem sind wir so unbeteiligt, ebenso unbe-
teiligt wie an dem Mobiliar, das, aus Künstler-
händen stammend, uns täglich umgibt.
Selten hat jemand den Mut, und damit
natürlich auch den Bildungs- und Geschmacks-
vorzug, zu sagen, das und das müßte »ich«
so und so haben, denn meine Meinung darüber
ist die und meine Gewohnheit jene, mein
Berufsleben das und meine Arbeitsweise diese
und meine Liebhaberei eine solche, daß ein
solcher Stuhl mir bequem, ein solcher Arbeits-
tisch meinen Zwecken dienlich ist, und
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AUGUST WONDRA -DARMSTADT.
Gemälde: » Herbst« .
DER STIL DES BESTELLERS.
Die Zeitschrift »Innen-Dekoration« war
meines Wissens die erste Fachzeitschrift,
die den persönlichen Anteil des Bestellers an
seinem Mobiliar und seiner Wohnungs-Aus-
stattung hervorhob und zu fördern suchte,
um damit der Einzelanfertigung nach persön-
lichem Geschmack Vorschub zu leisten und
den gedankenlosen Einkauf ganzer Ausstat-
tungen nach Musterzimmern, meistens von
Geschmacklosigkeiten geradezu starrend, ein-
zuschränken. Daß diese Mühen nicht nur
keine vergeblichen gewesen, sondern vielmehr
von fast überraschenden Erfolgen gekrönt
worden sind, das kann niemand mehr be-
streiten, selbst wir nicht, die wir trotz alledem
immer wieder den Kampf gegen Ungeschmack
und Teilnahmlosigkeit, loddrige Arbeit und
Scheinware aufs neue führen müssen.
Es läßt sich unendlich viel an persön-
licher Einzelarbeit leisten, wenn wir die
hunderte von Dingen ins Auge fassen, die
unserem »Menschen« dasjenige geben und
sein sollen, was ihn nach »außen« legitimiert,
damit er nicht zu den gewöhnlichsten der
Herdenmenschen gezählt werde.
Da hören wir immer von dem Stil der
Technik, von dem Stil des dieser unter-
worfenen Materials, von dem Stil des beide
meisternden Künstlers. Und dann wird uns
wieder ein gelehrter Vortrag über historische
Stile, über einen Stil der Kirche und über die
Stile der französischen Könige gehalten. Und
an alledem sind wir so unbeteiligt, ebenso unbe-
teiligt wie an dem Mobiliar, das, aus Künstler-
händen stammend, uns täglich umgibt.
Selten hat jemand den Mut, und damit
natürlich auch den Bildungs- und Geschmacks-
vorzug, zu sagen, das und das müßte »ich«
so und so haben, denn meine Meinung darüber
ist die und meine Gewohnheit jene, mein
Berufsleben das und meine Arbeitsweise diese
und meine Liebhaberei eine solche, daß ein
solcher Stuhl mir bequem, ein solcher Arbeits-
tisch meinen Zwecken dienlich ist, und
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