PROFESSOR ALBIN MÜLLER-DARMSTADT.
in Schlössern, wie hier Sicherheit und Un-
beholfenheit, fast Hilfslosigkeit, angesichts von
Prunk und Glanz platzgreift. — In dieser
Beziehung hat Professor Müller psychologisch
nachgespürt, wo der Seele des Menschen im
Raum ein Gehäuse gegeben werden kann.
Mit feinem Instinkt hat er so der Frau im
Damenzimmer einen Altar errichtet, der der
Erinnerung geweiht ist, denn die Frau lebt
oft sehr dem Kult der Vergangenheit, aus
der sie tausend kleine Dinge hinüberrettet,
mit denen sie gern und oft Zwiesprache hält.
Albin Müller hat dafür das Kabinett-
schränkchen, Abbildung Seite 380, be-
stimmt , dessen Mittelnische ein kostbares
Elfenbeinfigürchen »Mutter mit Kind« in dreh-
barem Gehäuse birgt. Die Abbildungen Seite
378, 379 und 381 bieten weitere Einblicke
in das Zimmer, das groß und durchaus
architektonisch gelöst ist. Die mit Stoff be-
spannten Wände sind gegliedert; das Mobiliar ist,
obwohl hier mit den Wänden verwachsen, doch
verstellbar geblieben, nochzumal die Gefach-
möbel aus leicht von einander zu trennenden
Teilen bestehen. Prof. Müller hat es sich zum
Hessische Landes-Ausstellung Darmstadt igo8.
Schlaf-Zimmer. Blick ins Ankleide-Zimmer.
andern in keinem seiner Räume nehmen lassen,
den künstlerischen Schmuck für die Wände
zu wählen, der namentlich in den Farbenskalen
in seltener Harmonie zum Raum stimmt, wie
z. B. bei den Bildern Prof. Hans von Heider.
Die Zimmer eines Fürstenbades für das
hessische Bad Nauheim, bestehend aus Bad,
Warteraum, Auskleide- resp. Toilette-
raum, Ruheraum, Dienerzimmer, die auf
den Seiten 392 und 393 abgebildet sind, schuf
Müller aus denselben Gesichtspunkten heraus,
die seinem Musiksaal, seinem Schlafzimmer
mit Ankleidezimmer und Bad wie auch den
zuletzt genannten Räumen ihren sogenannten
räumlichen Inbegriff des Organischen zwischen
Raumbildung und Raumfüllung gaben.
Eine ähnliche treffliche Arbeit wie die
von der Hof-Möbelfabrik J. Glückert —
Darmstadt ausgeführten Zimmer des Fürsten-
bades finden wir an anderer Stelle, wo
Albin Müller, abweichend von dem Luxus
der Prunkräume, den Gesamtinhalt des Raumes
auf »gutbürgerlich« gestimmt hat. Ich meine
sein vortreffliches Speisezimmer in der
ersten Etage, abgebildet Seite 394 und 395,
371
in Schlössern, wie hier Sicherheit und Un-
beholfenheit, fast Hilfslosigkeit, angesichts von
Prunk und Glanz platzgreift. — In dieser
Beziehung hat Professor Müller psychologisch
nachgespürt, wo der Seele des Menschen im
Raum ein Gehäuse gegeben werden kann.
Mit feinem Instinkt hat er so der Frau im
Damenzimmer einen Altar errichtet, der der
Erinnerung geweiht ist, denn die Frau lebt
oft sehr dem Kult der Vergangenheit, aus
der sie tausend kleine Dinge hinüberrettet,
mit denen sie gern und oft Zwiesprache hält.
Albin Müller hat dafür das Kabinett-
schränkchen, Abbildung Seite 380, be-
stimmt , dessen Mittelnische ein kostbares
Elfenbeinfigürchen »Mutter mit Kind« in dreh-
barem Gehäuse birgt. Die Abbildungen Seite
378, 379 und 381 bieten weitere Einblicke
in das Zimmer, das groß und durchaus
architektonisch gelöst ist. Die mit Stoff be-
spannten Wände sind gegliedert; das Mobiliar ist,
obwohl hier mit den Wänden verwachsen, doch
verstellbar geblieben, nochzumal die Gefach-
möbel aus leicht von einander zu trennenden
Teilen bestehen. Prof. Müller hat es sich zum
Hessische Landes-Ausstellung Darmstadt igo8.
Schlaf-Zimmer. Blick ins Ankleide-Zimmer.
andern in keinem seiner Räume nehmen lassen,
den künstlerischen Schmuck für die Wände
zu wählen, der namentlich in den Farbenskalen
in seltener Harmonie zum Raum stimmt, wie
z. B. bei den Bildern Prof. Hans von Heider.
Die Zimmer eines Fürstenbades für das
hessische Bad Nauheim, bestehend aus Bad,
Warteraum, Auskleide- resp. Toilette-
raum, Ruheraum, Dienerzimmer, die auf
den Seiten 392 und 393 abgebildet sind, schuf
Müller aus denselben Gesichtspunkten heraus,
die seinem Musiksaal, seinem Schlafzimmer
mit Ankleidezimmer und Bad wie auch den
zuletzt genannten Räumen ihren sogenannten
räumlichen Inbegriff des Organischen zwischen
Raumbildung und Raumfüllung gaben.
Eine ähnliche treffliche Arbeit wie die
von der Hof-Möbelfabrik J. Glückert —
Darmstadt ausgeführten Zimmer des Fürsten-
bades finden wir an anderer Stelle, wo
Albin Müller, abweichend von dem Luxus
der Prunkräume, den Gesamtinhalt des Raumes
auf »gutbürgerlich« gestimmt hat. Ich meine
sein vortreffliches Speisezimmer in der
ersten Etage, abgebildet Seite 394 und 395,
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