Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 24.1909

DOI Artikel:
Osborn, Max: Ludwig v. Hofmann - Weimar
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0018

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dr. Max Osborn—Berlin:

ihre Wirkung in dem Spiel von Linien und
Umrissen sehen will, zu dem die Farbe erst
als ein neues Element herangeholt wird.
Und bis in unsere Gegenwart geht das Auf
und Ab dieser großen Wage. Die Kunst
der französischen Impressionisten hat eine
bedeutsame Gefolgschaft gefunden; aber
daneben bleibt das römische Ideal bestehen,
dem um 1900 ebenso wie um 1800 junge
deutsche Künstler nachstreben.

Ludwig von Hotmann hat von Beginn
seiner Laufbahn an eine eigentümliche Stellung
zwischen diesen beiden Gruppen eingenommen.
Ein leidenschaftlicher Priester der Farbe, hat
er sich unter Ferdinand Keller in Karlsruhe
und bei einem längeren Studienaufenthalt in
Paris zu einem Führer im malerischen Neu-
land entwickelt, der mit einer Kühnheit wie
kein anderer ungewohnte und bis dahin
kaum beobachtete Lichtbrechungen wieder-
zugeben und rauschende koloristische Sym-
phonien zu beschwören wagte. Aber zugleich
zog ihn die romantische Phantasiewelt an,
die Böcklin geschaffen und die nach seinem
Vorbild Max Klinger aufgesucht hatte. Und
ganz folgerecht wanderte dann Hofmann selbst

nach Rom hinunter, um nicht nur die hellere
Sonne Italiens für seine leuchtende Malerei
zu verwerten, sondern um auch die großen
Formen der südlichen Natur sich zu eigen
zu machen und sich mit den zeitlosen
Stimmungen zu erfüllen, die dort unten aus
dem Anblick der alten Kunst und den heran-
drängenden historischen Erinnerungen auf-
steigen und den Fremden emportragen. Als
zu Anfang der neunziger Jahre in Berlin die
revolutionär gesinnte Gruppe der »XI« auf-
trat, war Hofmann unter den Umstürzlern,
die sonst durchweg dem naturalistischen
Credo anhingen. Seine Doppelstellung kenn-
zeichnete sich dadurch, daß er auf der einen
Seite seinen andersgläubigen Genossen malerisch
die fruchtbarsten Anregungen gab — vor allem
hat er auf Leistikow, wie dieser immer wieder
dankbar anerkannt hat, großen Einfluß aus-
geübt —, zugleich aber ihnen allen gegen-
über als der Vertreter einer aufs Phantastische
und Dekorative gerichteten Kunstübung allein
blieb. Mit den Mitteln der jüngsten Kunst-
entwicklung erschloß er sich die verheißende
Schönheitswelt, die Marees nur von fern sah ohne
sie zu erreichen, wie Moses das gelobte Land.
 
Annotationen