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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 24.1909

DOI Artikel:
Schmitz, Hermann: Die Malerei in ihrer Beziehung zur Baukunst und das moderne Empfinden
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https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0231

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a.

DIE MALEREI IN IHRER BEZIEHUNG ZUR BAUKUNST
UND DAS MODERNE EMPFINDEN.

Malerei und Baukunst sind an sich ganz
verschiedene und streng von einander
getrennte Künste. Der Hauptunterschied rein
äußerlich besteht darin, daß die Malerei an
eine Fläche gebunden ist, während die
Baukunst den wirklichen Raum gestaltet.
Jeder der beiden Künste ist ein besonderes,
scharf umgrenztes Gebiet in der Natur zuge-
wiesen, das sie zum Gegenstand ihrer Be-
handlung machen sollen.

Die Malerei soll — ganz allgemein ge-
sagt — den Eindruck gestalten, den die Er-
scheinung der sichtbaren Welt in uns hervor-
ruft. Die Baukunst dagegen drückt ein
allgemeines Gefühl aus, dem in der Natur
kein bestimmtes sichtbares Objekt entspricht-,
ihre Formen sind geometrischer Art und aus
den Naturbildungen nicht unmittelbar abzu-
leiten. Ja, je geometrischer sie sind, um so
klarer sprechen sie das Wesen der Architektur
aus, wie der griechisch-dorische Stil und der
deutsch-romanische Baustil zeigen.

Aber, trotz dieser scharfen Trennung be-

steht zwischen beiden Künsten doch eine
innere Beziehung. Diese innere Beziehung
wird natürlich am deutlichsten in der Wand-
malerei zu Tage treten, weil diese die Ar-
chitektur am engsten berührt, indem sie die
Flächen der Bauwerke, besonders der Innen-
räume, verziert und somit eine Aufgabe aus-
führt, die der Architekt schon selbst mit rein
architektonischen, ornamentalen Mitteln, Linien
und Farben, lösen kann.

II.

Die innere Beziehung der Malerei zur
Baukunst bildet eine der wichtigsten Fragen
der Kunstentwicklung. Der stete Wandel
dieser inneren Beziehung, kann man sagen,
spielt in alle Veränderungen der Stile hinein.

Wir beobachten, daß in den Epochen, in
denen sich ein einheitliches Stilgefühl aus
dem roh naturalistischen Empfinden heraus-
hebt — wie bei den Egyptern, Babyloniern,
bei den Griechen im 6. Jahrhundert, bei den
Deutschen im romanischen Stil des 11. und
12. Jahrhunderts — daß damals die Maler



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