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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 24.1909

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Osborn, Max: Ludwig v. Hofmann - Weimar
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https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0019

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Ludwig v. Hofmann.

LUDWIG V. HOFMANN WEIMAR.

Arabesken auf die Leinwand, die sich seltsam
verschlingen und lösen, und aus deren
phantastischem Gewirr ein Frauenkopf, ein
schimmernder weißer Körper, eine Blume,
ein Vogel mit märchenhaftem Gefieder grüßt.

Es ist eine Kunst der Schönheit und der
Freude, die Hofmann uns geschenkt hat.
Hellenische Heiterkeit ist über sie gebreitet;
aber der festliche Kult der freien Sinnenwelt,
der in ihr getrieben wird, ist erfüllt von
modernen Elementen. Nicht nur die Farbe
weist darauf hin. Es ist die ununterbrochene
vibrierende innere Bewegung in Hofmanns
Bildern, die ihn zu einem Sohn der Gegen-
wart stempelt. Böcklin, Feuerbach und Marees
hatten noch jene klassische Ruhe, die ihre
Wurzeln in der antiken Plastik findet; bei
Hofmann ist alles von wogendem Leben er-
füllt, von den Linien einer fließenden, vor-
überziehenden, blitzartige Farben- und Licht-
reflexe darbietenden Bewegung regiert. Darum
hat er so gern Tänzer und Tänzerinnen gemalt,
unschuldige junge Mädchen, die einen Reigen
schließen, Kinder, die sich spielend im Kreise
drehen, blühende Jünglinge und Frauen, die,

Seine malerische Art hatte Zusammenhänge
mit Monet, mitDegas und anderen französischen
Meistern; die Themata seiner Bilder waren
Szenen, Gestalten und Landschaften aus
einer heroisch-bukolischen Gegend, die aut
diesem Planeten nirgends zu finden ist. Er
erschien als ein Erforscher komplizierter
Licht- und Farbenprobleme, und war doch
ein Poet, der sich das Gesehene zu strahlenden
Visionen umdichtete. Mit leichter Hand,
der Pinsel und Palette, Ölfarbe und Pastell-
stifte ohne Widerstreben gehorchen, hat
Hofmann seitdem jene Bilder gemalt, die wir
entzückt als lyrische Verklärungen unserer
Wirklichkeit betrachten und bewundern.
Wälder, Täler und blühende Gefilde von
üppiger, blendender Pracht und trunkenen
Farben tauchen auf. Zarte, schlanke Jüng-
lings- und Mädchengestalten wandeln darin
umher, baden und tanzen, pflücken Blumen
und Früchte und trinken am Quell in
paradiesischer Nacktheit, oder kleiden sich
in bunte flatternde Gewänder, die ein Strahl
der Sonne vergoldet. Oder der Künstler
zaubert einen Rausch von Farben und

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