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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 24.1909

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Osborn, Max: Ludwig v. Hofmann - Weimar
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https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0023

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Ludwig v. Hofmami.

PROFESSOR LUDWIG V. HOFMANN WEIMAR.

von Sinnenlust erfüllt, miteinander über blühende
Gefilde dahinjagen, tolle Mänaden, die in den
bläulichen Schatten und gelben Lichtern der
Dämmerung ekstatisch schwärmen. Die Be-
wegungen der Körper, die Serpentinlinien der
Mauernden Gewänder waren diesem Künstler
stets lockende Motive. In einer Serie entzücken-
der, mit flüchtigem Stift hingeworfener Pastelle
und Lithographien namentlich ist er ihnen
nachgegangen, unerschöpflich in immer neuen
Nuancen und Variationen des lieblichen Themas.

Von dem Rausch und dem lachenden
Jubel des Tanzes führt der Künstler dann
wieder in die süße Ruhe der Idylle. Den
Garten Eden, in dem eine ewige Sonne gütig
waltet, wo alle Herrlichkeit der Schöpfung
aufsprießt, ohne daß ihr von dämonischen
Mächten des Lebens Zerstörung droht, hat
er mit gutem Grunde oftmals aufgesucht. Ein
weiter Wiesenteppich dehnt sich, dessen Grün
der helle Schimmer des paradiesischen Lichts
in goldenes Gelb verwandelt; zur Seite rauscht
das dichte Blätterwerk üppiger Bäume und
Sträucher, und unter ihrem Schatten ruht in

prangender Schönheit Eva, die träumerisch,
in erwachender Sehnsucht, zu dem Gefährten
hinüberblickt. Oder ein Märchengarten blüht
auf, und Gott Vater, angetan mit weitem
Sternenmantel, wie ein gütiger Zauberer, ermahnt
mit väterlichem Zusprach das erste Menschen-
paar. Oder wir sind am Ufer eines schweigen-
den Sees, dessen Oberfläche sich leise kräuselt;
ein Jüngling ruht am Boden und sieht be-
wundernd empor zu einem holden Weibe, das
dem Bade entstiegen ist und nun die Flechten
seines braunen Haares ordnet, während ihr
Blick weit in die Ferne schweift. Es ist ein
Blühen und Duften, etwas Frühlinghaftes in
allen diesen Bildern, und es paßt zu ihrer
Stimmung des Werdens und Ahnens in der
Natur, daß der Künstler sie am liebsten mit
Menschen von knospender Jugend bevölkert,
mit Jünglingen, die eben erst zum Manne reifen,
mit Mädchen von fast knabenhafter Schlank-
heit. Doch die antikische Unschuld seiner
Phantasie bewahrt Hofmann davor, daß von
diesen Szenen und Gruppen je Wirkungen
eines schwülen erotischen Raffinements aus-

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