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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 24.1909

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Osborn, Max: Ludwig v. Hofmann - Weimar
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https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0024

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Ludwig v. Hofmann.

PROFESSOR LUDWIG V. HOKMANN -WEIMAR.

»Träumerei«

gehen. In elementaren Symbolen spiegeln
sich bei ihm die Taumel und "Verzückungen
der Leidenschaft. Die Brandung des Meeres
schäumt auf, und der frische Seewind bauscht
die Gewänder der Gestalten am Ufer. Panther
schleichen heran und reiben ihre gleißenden
Leiber an der Samthaut nackter Schönen.
Zwischen weißen Frauenkörpern tummeln sich
edle schwarze Pferde. In Kontraste von Farben-
flächen, Linien und Bewegungen strömt das
Verlangen, das Begehren und Befruchten der
Natur aus.

Der Künstler, dem solche Schöpfungen
gelingen, ist wie kein zweiter im heutigen
Deutschland dazu geschaffen, festliche Räume
zu schmücken, von ihren Wänden herab
gehobene und gesteigerte Stimmungen in
Bildern voll Anmut und kultivierten Geschmacks
reden zu lassen. Es hat lange genug gedauert,
bis man bei uns diesen Beruf Hofmanns
erkannt und ausgenutzt hat. Jetzt aber wird
er bestürmt. Die Ausstellung seiner neuesten
Werke im Kunstsalon von Gurlitt in Berlin,
die den Ausgangspunkt dieser Betrachtung
bildet, und der die Abbildungen entstammen,
die sie begleitet, brachte mannigfache Beweise

dafür. Man sah dort die Entwürfe Hofmanns
für die Wandmalereien im Foyer des neuen
Weimarer Hoftheaters, die zusammen mit
den korrespondierenden Gemälden Sascha
Schneiders diesem vornehmen, sonst ganz
weiß gehaltenen Empireraum Liltmanns & Heil-
manns einen so prächtig klingenden Schmuck
verleihen. Die Skizzen sind noch freier
und frischer als die ausgeführten Bilder selbst,
und man bewundert vor ihnen doppelt den
großen Zug der Erfindung, die hier die
Freuden, Belustigungen und Erregungen der
dramatischen und musikalischen Kunst in
ruhenden, tanzenden, ekstatischen und feier-
lichen Gruppen und Aufzügen symbolisiert
und eine rauschende Flut gedämpfter Farben
über die Gestalten und ihre landschaftliche
Umrahmung ausgegossen hat. Man sah dort
ferner neue Wandgemälde Hofmanns für den
Musiksaal einer Villa in der Kolonie Grunewald
bei Berlin. Vier Friese, die sich unter der
Decke hinziehen sollen, und die ganz in die
Architektur des Zimmers hineingearbeitet
sind, das an zwei Wänden breite Durchgänge
aufweist, deren weite Flachboge« in das
langgezogene Bildrechteck hineinschneiden.

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