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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 24.1909

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Breuer, Robert: Stil-Brevier
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https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0057

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Stilbrevier.

von dem'Naturbild. Er rät, neben eine ge-
malte Rose keine wirkliche zu halten, die
Natur töte die Kunst. Der Neoimpressionist
Curt Herrmann hat umgekehrt seine Freude
daran, zu sehen, wie die brillanten Farbwerte
seiner Bilder den metallischen Glanz darüber
hingeführter Paradiesvögel und Papageien
erblassen lassen. Monet fühlt sich an den
Wechsel des Lichtes und die dadurch be-
dingten Tonveränderungen so gebunden, daß
er oft nur während einer Viertelstunde an
einer Tafel arbeitet, dann eine andere zur
Hand nimmt, die inzwischen gewordene Stim-
mung festzuhalten-, so täglich. Böcklin lacht
über die Militärmaler, die verpflichtet seien,
die Farben so zu geben, wie sie sich in der
Natur, der Uniform finden, statt nach den
Bedürfnissen des Hildes, zusammengehörige
Farben weit auseinander, hart gegen weich,
dunkel gegen hell. Der große Schweizer fragt
nicht danach, ob die Farbe des Bildes auch
genau mit der Natur übereinstimme, sondern:
»Warum steht die Farbe da, gerade die Farbe

und in der und der Menge ? Welchen Faktor
bildet sie in dem schweren Rechenexempel,
welches man — im Sinne des Materials, mit
dem man malt, also der Farbe — ein Bild
nennt. Wie kommt sie zur Geltung oder wie
hilft sie andern zur Geltung? Kurz, was
leistet sie« ? (Böcklin-Floerke). — So müht
sich der eine, seine Vorstellungen an dem
Maßstabe der Natur möglichst zu klären, der
andere verläßt skrupellos sein Modell, wenn
es seinen Absichten nicht entspricht, macht
bewußt »Fehler«, sofern dadurch die Wirkung
erhöht wird; wiederum ein anderer dringt
von dem Äußeren in das Innere der Natur,
pietätvoll das Bild suchend, das ihm als Kern
des Objektes unter der materiellen Hülle zu
ruhen scheint, er bessert die Mängel des Vor-
bildes; ein vierter schließlich sucht hier und
da, aus dem Gefundenen ein Typus formend.
Von Tizian sagt Burckhardt: »Der göttliche
Zug in ihm besteht darin, daß er den Dingen
und Menschen diejenige Harmonie des Daseins
anfühlt, welche in ihnen nach Anlage ihres

JANSEN &_MEEUSSEN- BREMEN.

Rauch-Zimmer im Hause Suhren.

Ausführung;: Heinr. Bremer—Bremen.

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