Robert Breuer:
carl eeg & ed. runge Bremen. Direktions-Zimmer der Linoleumwerke »Ankermarke« Delmenhorst.
Wesens sein sollte oder noch getrübt und
unkenntlich in ihnen lebt; was in der Wirk-
lichkeit zerfallen, zerstreut, bedingt ist, das
stellt er als ganz glückselig und frei dar«.
Meunier schildert selbst seine Arbeitsweise:
»Durch jahrelanges Beobachten und vieles
Zeichnen ist es mir gelungen, einen Typus
zu finden. Ich gebe ein typisches Bild der
Klasse und nicht das isolierte Bild dieses oder
jenes Arbeiters«.
So klingt uns denn, von welcher Seite wir
auch immer an die Frage nach dem Künst-
lerischen in der Kunst herantreten, verschieden
formuliert, stets dieselbe Antwort: Ich, der
Künstler, bin das Künstlerische, die Kunst
an sich, le style c'est l'homme. Mehr viel-
leicht als jede andere ist die Geschichte der
Künste (auch die der redenden) eine Geschichte
von Persönlichkeiten. Nicht in dem Sinne,
daß uns die Prolanhistorie der einzelnen In-
dividuen besonders interessiere. Das gesamte
Vorstellungs- und Empfindungsleben in seinen
konzentriertesten Momenten, wenn es sich mit
Elementargewalt zu festen Gebilden umsetzt,
wenn die Seele, der Extrakt aller physisch-
psychischen Phänomene eines Menschen Ge-
stalt gewinnt — das ist es, was aus klaren
und ehrlichen Dokumenten je in der Sprache
der Zeit und des Volkes zu uns spricht. Das
ist es, was uns so mächtig an das Herz greift,
oft über Jahrhunderte hinweg, oft aus der
Zukunft heraus: was wir in besonders glück-
lichen Stunden, — wenn wir den Dingen
auf den Grund zu sehen glaubten, wenn uns
ein völlig Neues aus Altgewohntem entgegen-
sprang, wenn süße, weiche Harmonien durch
oft erlittene Mißklänge tönten — wie eine
leider nur zu rasch vorüberhuschende Offen-
barung erlebten. Hier im Kunstwerk zeigt
uns ein größerer als wir in voller Realität
unserer geheimsten und zartesten Träume,
unsere gewaltigsten Phantasien, die subtilsten
Reizungen unserer Sinne und die klarste
Sprache unseres Herzens. — Nur wenn wir
dem Künstler irgendwie verwandt, können
wir ihn verstehen, nur wenn er wirklich die
Erfüllung unserer ringenden Sehnsucht, werden
wir uns ihm beugen.
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carl eeg & ed. runge Bremen. Direktions-Zimmer der Linoleumwerke »Ankermarke« Delmenhorst.
Wesens sein sollte oder noch getrübt und
unkenntlich in ihnen lebt; was in der Wirk-
lichkeit zerfallen, zerstreut, bedingt ist, das
stellt er als ganz glückselig und frei dar«.
Meunier schildert selbst seine Arbeitsweise:
»Durch jahrelanges Beobachten und vieles
Zeichnen ist es mir gelungen, einen Typus
zu finden. Ich gebe ein typisches Bild der
Klasse und nicht das isolierte Bild dieses oder
jenes Arbeiters«.
So klingt uns denn, von welcher Seite wir
auch immer an die Frage nach dem Künst-
lerischen in der Kunst herantreten, verschieden
formuliert, stets dieselbe Antwort: Ich, der
Künstler, bin das Künstlerische, die Kunst
an sich, le style c'est l'homme. Mehr viel-
leicht als jede andere ist die Geschichte der
Künste (auch die der redenden) eine Geschichte
von Persönlichkeiten. Nicht in dem Sinne,
daß uns die Prolanhistorie der einzelnen In-
dividuen besonders interessiere. Das gesamte
Vorstellungs- und Empfindungsleben in seinen
konzentriertesten Momenten, wenn es sich mit
Elementargewalt zu festen Gebilden umsetzt,
wenn die Seele, der Extrakt aller physisch-
psychischen Phänomene eines Menschen Ge-
stalt gewinnt — das ist es, was aus klaren
und ehrlichen Dokumenten je in der Sprache
der Zeit und des Volkes zu uns spricht. Das
ist es, was uns so mächtig an das Herz greift,
oft über Jahrhunderte hinweg, oft aus der
Zukunft heraus: was wir in besonders glück-
lichen Stunden, — wenn wir den Dingen
auf den Grund zu sehen glaubten, wenn uns
ein völlig Neues aus Altgewohntem entgegen-
sprang, wenn süße, weiche Harmonien durch
oft erlittene Mißklänge tönten — wie eine
leider nur zu rasch vorüberhuschende Offen-
barung erlebten. Hier im Kunstwerk zeigt
uns ein größerer als wir in voller Realität
unserer geheimsten und zartesten Träume,
unsere gewaltigsten Phantasien, die subtilsten
Reizungen unserer Sinne und die klarste
Sprache unseres Herzens. — Nur wenn wir
dem Künstler irgendwie verwandt, können
wir ihn verstehen, nur wenn er wirklich die
Erfüllung unserer ringenden Sehnsucht, werden
wir uns ihm beugen.
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