Stilbrevier.
carl eeg fc ed. runge-
bremen.
Direktions-Zimmer.
Fußboden und Wand mit Linoleum bezw. Linkrusta »Ankermarke« belegt.
Um ein festes Kriterium für das Künst-
lerische zu bekommen, lassen wir aus der
Mmnerung das Naturbild des dargestellten
Gegenstandes wach werden. Bei einem Bild-
nis taucht, sofern uns der Porträtierte bekannt,
ie von dem Lebenden gewonnene Vorstel-
™g m das Bewußtsein; bei einer noch nicht
gesehenen Landschaft kombinieren wir aus den
Gedacbtniseindrücken einzelner Bestandteile
stellun"111611' HäUsern' Bächea — eine Vor-
jj- ,Un? cJer Natur-, ebenso verfahren wir bei
seien"11611 D' S° romantisch sie auch immer
komn St6tS können wir ihren Elementen
nra= rtlVe' au%espeicherte Natureindrücke
präsent werden lassen. So entstehen in uns
zwei Vorstellungsreihen, >die eine, die sich auf
Je dargestellte Natur, die andere, die sich auf
^ darstellenden Künstler — die Darstellung
bezieht« (Lange). Wenn wir nun zwischen
diesen beiden Vorstellungsreihen hin- und
lerpendeln, so empfinden wir immer deut-
cner das, was in dem Betrachteten anders ist
ais m unserem Hirnbild, wir sehen das Plus,
wodurch sich das Werk erhebt, wir verstehen
die Absicht, die hier mit den auch uns ge-
hörenden Bausteinen geschaltet hat, wir er-
fassen des Künstlers Ziel und Weg, — wir
genießen in vollstem Maße das Künstlerische.
Dieserart vermehrt sich das ästhetische Ver-
halten gegenüber dem Kunstwerk, das sich
zunächst von dem gegenüber der Natur, ab-
gesehen von der Intensität, durch nichts
unterscheidet, einmal um das Bewußtsein der
vorliegenden Täuschung, dann um das Erkennen
einer hinzugekommenen, in sich geschlossenen
Größe, eines Stückes menschlicher Seele. —
Des weiteren gewährt das Kunstwerk noch
einige feinere Spezialgenüsse dem, der den
Mitteln nachspürt, die der Künstler zur An-
wendung gebracht, dem, der sich die Ent-
stehung im einzelnen vergegenwärtigt, alle
Überlegungen, technischen Schwierigkeiten
und deren Lösungen aufdeckt. Der Blick
in eine Geisteswerkstatt ist außerordentlich
befriedigend; wir haben Freude am Können
unserer Mitmenschen, wir fühlen uns in unserer
eigenen Zuversicht und Fähigkeit geklärt
und gestärkt. robert breuer.
1909. VII. 6.
45
carl eeg fc ed. runge-
bremen.
Direktions-Zimmer.
Fußboden und Wand mit Linoleum bezw. Linkrusta »Ankermarke« belegt.
Um ein festes Kriterium für das Künst-
lerische zu bekommen, lassen wir aus der
Mmnerung das Naturbild des dargestellten
Gegenstandes wach werden. Bei einem Bild-
nis taucht, sofern uns der Porträtierte bekannt,
ie von dem Lebenden gewonnene Vorstel-
™g m das Bewußtsein; bei einer noch nicht
gesehenen Landschaft kombinieren wir aus den
Gedacbtniseindrücken einzelner Bestandteile
stellun"111611' HäUsern' Bächea — eine Vor-
jj- ,Un? cJer Natur-, ebenso verfahren wir bei
seien"11611 D' S° romantisch sie auch immer
komn St6tS können wir ihren Elementen
nra= rtlVe' au%espeicherte Natureindrücke
präsent werden lassen. So entstehen in uns
zwei Vorstellungsreihen, >die eine, die sich auf
Je dargestellte Natur, die andere, die sich auf
^ darstellenden Künstler — die Darstellung
bezieht« (Lange). Wenn wir nun zwischen
diesen beiden Vorstellungsreihen hin- und
lerpendeln, so empfinden wir immer deut-
cner das, was in dem Betrachteten anders ist
ais m unserem Hirnbild, wir sehen das Plus,
wodurch sich das Werk erhebt, wir verstehen
die Absicht, die hier mit den auch uns ge-
hörenden Bausteinen geschaltet hat, wir er-
fassen des Künstlers Ziel und Weg, — wir
genießen in vollstem Maße das Künstlerische.
Dieserart vermehrt sich das ästhetische Ver-
halten gegenüber dem Kunstwerk, das sich
zunächst von dem gegenüber der Natur, ab-
gesehen von der Intensität, durch nichts
unterscheidet, einmal um das Bewußtsein der
vorliegenden Täuschung, dann um das Erkennen
einer hinzugekommenen, in sich geschlossenen
Größe, eines Stückes menschlicher Seele. —
Des weiteren gewährt das Kunstwerk noch
einige feinere Spezialgenüsse dem, der den
Mitteln nachspürt, die der Künstler zur An-
wendung gebracht, dem, der sich die Ent-
stehung im einzelnen vergegenwärtigt, alle
Überlegungen, technischen Schwierigkeiten
und deren Lösungen aufdeckt. Der Blick
in eine Geisteswerkstatt ist außerordentlich
befriedigend; wir haben Freude am Können
unserer Mitmenschen, wir fühlen uns in unserer
eigenen Zuversicht und Fähigkeit geklärt
und gestärkt. robert breuer.
1909. VII. 6.
45