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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 24.1909

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Bethge, Hans: Chinesische Gemälde
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https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0092

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Dr. Hans Bethge:

braun zum bräun-
lichen Dunkel. Was
für eine vielgestal-
tige , stilistisch be-
deutsame und cha-
rakterreiche Welt
spielt sich vor diesen
braunen Gründen ab!
— Da sind Blumen-
stücke der lieblich-
sten Art. Die Päonie
ist die Lieblingsblüte

der chinesischen
Maler, man trifft sie
in allen farbigen
Nuancen, in allen
Formen, in zarten
und üppigen. Man
sieht frühlingshafte
Blütenzweige des
\ Pflaumen - Baumes,
belebt von kleinen
Vögeln, dekorative
Kompositionen, wie
sie die Japaner von
den Chinesen Über-
nommenhaben. Man
sieht einfache, ganz
flächighingestrichene
Blätter des Bambus-
rohres und große,
mystische Blumen-
köpfe ragen auf rie-
sigen Stielen in eine
leierlich gedämpfte
Luft, umgeben von
stillen, riesenhaften
Blättern. — Und
dann die Tierbil-
der. Wir sehen Kor-
morane und Reiher
am Wasser, unter
blühenden Bäumen.
Silber- und Gold-
fasanen tauchen auf,
Pfauen und unge-
heuer kräftig stili-
sierte Adler, sitzende
und fliegende. Ein
Reh, das offenbar
verwundet ist, steht
mit schmerzvoll zu-
rückgebogenem Kopf
in einer Schneeland-
schaft , ein feines
und rührendes Bild.

chin. gemai.de:

»der priester tamo geht auf die jagd«
t'ang-vin. (1522 1567.)

Zwei Kraniche, larbig
ganz auf schwarz und
weiß gestellt, wer-
den zu einem ener-
gischen , schön in
sich bewegten de-
korativen Gebilde
zusammengebracht.
Man sieht ein ganz
wundervolles kleines
Bild aus dem Jahre
1100. Ein paar weiße
Hühner mit Fasanen-
küken sind darge-
stellt, das Bild trägt
das Siegel des Kaisers
Hsüan - Ho. Dieses
alte Bild ist von einer
so außerordentlichen
Schönheit des Tones
und von so hervor-
ragender Zeichnung,
daß man es als ein
Meisterwerk der bil-
denden Kunst an-
sprechen muß. Man
wird an alte hollän-
'dische Meister ge-
mahnt , wenn man
dieses Bild betrach-
tet. Die Art wie
die Schwanzfedern
des Hahnes darge-
stellt sind, das ist
die schlechthin be-
wundernswerte Art
eines großen Künst-
lers. Der Tiger aus
der Ming - Epoche
(1368 — 1644), den
wir abbilden, ein
weiches, weniger auf
sein Knochengerüst,
als auf sein Fleisch
hin gesehenes Vieh,
ist eine hervorragende
Impression. Auch die
Pferde, die man zu
sehen bekommt, sind
mehr auf ihren flei-
schigen Umriß als auf
das Gebäude ihrer
Knochen hin darge-
stellt. Der Pferde-
typus, den schon Han
Kan auf einer inter-

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