Chinesische Gemälde.
CHINESISCHES GEMÄLDE: »HÄUSLICHER GENIUS MIT PLÄTT-EISEN«. (UM l6oO.)
Tierbild der VVegenerschen Sammlung zu sein.
— Man sieht Landschaften, blühende und
beschneite, von stärkstem Eindruck. Die
landschaftliche Szenerie besticht schon durch
ihr schönes, graziöses Material: durch die
schön gewölbten, hölzernen Brücken, durch
die dunkeln, haarigen Silhouetten der Aleppo-
kiefer, durch die seltsam steilen, hohen Berge,
die fast die Form von Zuckerhüten haben,
durch das feine, hängende Laubwerk der
Weiden und das duftige Schilfwerk an den
Gewässern und durch die zierliche kapriziöse
Architektur der Häuser und Pavillone. Man
findet Landschaften mit stark ausgeprägter
Perspektive, wenn auch nicht mit einer so
naturalistischen Perspektive wie wir sie lieben,
sondern mit einer Perspektive mehr flächiger
und dekorativer Art. Daß der chinesischen
Malerei die Perspektive überhaupt fehle, kann
nur Unverstand behaupten. Aber auch der
stärkste Naturalismus, den man auf vielen der
chinesischen Bilder antrifft, ist niemals so
naturalistisch, daß dabei das dekorative Element
übersehen würde. Dekorationen sind diese
Bilder immer in erster Linie. Es ist be-
wundernswert, mit welchem dekorativen Fein-
gefühl landschaftliche Ausschnitte gegeben
werden; wie durch Überschneidungen, durch
das plötzliche Hereinragen von Zweigen bild-
hafte Wirkungen der intimsten Art resultieren ;
wie das Raumgefühl ausgeprägt ist — bei diesen
Bildern, die nach unseren Begriffen gerade
für die Entwickelung räumlicher Feinheiten
die denkbar ungünstigsten Formate besitzen.
Meistens sind die Landschaften von
Figuren belebt. Da ist ein Wasserfall von
78
CHINESISCHES GEMÄLDE: »HÄUSLICHER GENIUS MIT PLÄTT-EISEN«. (UM l6oO.)
Tierbild der VVegenerschen Sammlung zu sein.
— Man sieht Landschaften, blühende und
beschneite, von stärkstem Eindruck. Die
landschaftliche Szenerie besticht schon durch
ihr schönes, graziöses Material: durch die
schön gewölbten, hölzernen Brücken, durch
die dunkeln, haarigen Silhouetten der Aleppo-
kiefer, durch die seltsam steilen, hohen Berge,
die fast die Form von Zuckerhüten haben,
durch das feine, hängende Laubwerk der
Weiden und das duftige Schilfwerk an den
Gewässern und durch die zierliche kapriziöse
Architektur der Häuser und Pavillone. Man
findet Landschaften mit stark ausgeprägter
Perspektive, wenn auch nicht mit einer so
naturalistischen Perspektive wie wir sie lieben,
sondern mit einer Perspektive mehr flächiger
und dekorativer Art. Daß der chinesischen
Malerei die Perspektive überhaupt fehle, kann
nur Unverstand behaupten. Aber auch der
stärkste Naturalismus, den man auf vielen der
chinesischen Bilder antrifft, ist niemals so
naturalistisch, daß dabei das dekorative Element
übersehen würde. Dekorationen sind diese
Bilder immer in erster Linie. Es ist be-
wundernswert, mit welchem dekorativen Fein-
gefühl landschaftliche Ausschnitte gegeben
werden; wie durch Überschneidungen, durch
das plötzliche Hereinragen von Zweigen bild-
hafte Wirkungen der intimsten Art resultieren ;
wie das Raumgefühl ausgeprägt ist — bei diesen
Bildern, die nach unseren Begriffen gerade
für die Entwickelung räumlicher Feinheiten
die denkbar ungünstigsten Formate besitzen.
Meistens sind die Landschaften von
Figuren belebt. Da ist ein Wasserfall von
78