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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 24.1909

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Zuckerkandl, B.: Eine Wiener Mosaik-Werkstätte
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https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0108

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Eine Wiener Mosaik- Werkstätte.

LEOPOLD FOR.sTNER—WIEN. Mosaik: St. beorg.

Ausführung: Wiener Mosaik-Werkstätte.

Detail-Schilderungen, schimmerndes Perlmutter,
Onyx, Malachit und andere edle Materialien
verwendet werden. Auf das glücklichste ver-
bindet sich die Strenge des stilistischen
Komposition-Themas mit einer prunkenden
ornamentalen Begleitung. Und auch die Farbe
fügt sich dem tektonischen Willen. der aus
Forstners Platten-Mosaiken spricht. — Gerade
weil Forstner sowohl die alte Tradition des
Mosaiks sorgsamst aufgenommen hat, als auch
ganz neue, aus den Zeit - Konstruktionen sich
kristallisierende Mosaik-Probleme einer künstle-
rischen Lösung zuführt, erblühen dieser Deko-
ratiohsart unbegrenzte Möglichkeiten baulicher
Verwendbarkeit. Der moderne Werk-Künstler
muß auch ein Rechen - Künstler sein. Das
heißt, er muß seinen auf künstlerischen Voraus-
setzungen beruhenden Arbeilen, Industrie-Weite
geben können. Wenn für den Massenbedarf
der Architekten statt der Papp - Ornamentik,
deren sie sich jetzt en gros bedienten, ein
echtes Dekor-Mittel nun geboten werden soll,
und dies, wie Forstner meint, in dem Platten-
Mosaik gefunden ist, so kann nur ein rasches
und verhältnismäßig billiges System der Her-
stellung zum Sieg führen. Solche wirtschaft-
liche Lösungen künstlerischer Fragen bringt
aber nur die Praxis. Und deshalb ist die
Froffnung der Mosaik - Weikstätte durch
Forstner von eminent praktischem Wert. Be-
reits jetzt arbeiten vier vom Künstler sorgsamst
ausgebildete Arbeiter an Aufgaben aller Art.
In Linz wurde kürzlich eine große Mozart-
Oedenktafel enthüllt, die aus schwarzem Syenit
gebildet, mit dem Majolika-Brustbild Mozarts
geschmückt und von einer farbigen Mosaik-
Bordüre gerahmt ist. Diese, Dauerhaltigkeit
und ornamentale B ldwirkung vereinigende Tafel
ist wegweisend für eine erneuerie Ästhetik
des Straßenbildes. Denn Forstners Gedanke
ist, daß sowohl an und um Portale, als
Schilder-Schmuck, Mosaik-Firmen-Tafeln anzu-
bringen wären, die Leben und luftige künst-
lerische Abwechslung dem Auge bieten würden,
wie einstens zur Zrit der Schm'edeeisenkunst
die herrlichen Gilde-Zeichen. Ein Hotel in
Graz läßt seine Festsäle und Speiseräume be-
reits ganz mit Platten-Mosaik dekorieren, und
auch die Lösung für das billig und unzer-
störbar herzustellende Fassaden-Mosaik ist in
Forstners Werkstatt festgelegt worden. Große
farbige Glasplatten, die durch Metall-Knöpfe
sichtbar angeschraubt werden, ergeben eine
Wandbekleidung, die alle Reize der Poly-
chromie in sich vereint und großzügiger Linien-
wirkung ermöglicht. b. zuckerkandl.
 
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