Geschmeide und Edelmetall-Arbeiten.
Gebilde des Stichels oder der
Punzen, die er um einen
hübschen Stein gleich einer
Huldigung zieht, einmal einem
Barockornament ähnlich sehen.
Sie tragen doch alle den Druck
seiner Hand. Niemand wird
ihn darum der Erfindungsarmut,
der Anlehnung bezichtigen. —
Lettre' tut wie die alten Gold-
schmiede gern des Guten in
Treib- und Schneidarbeit etwas
viel. Aber wie liebevoll, wie
sinnlich erfühlt ist hier jede
geringste Ranke gegenüber der
pietätlosen Omamentierungs-
wut unserer Goldwarenfabriken.
Die Masse des Schmucks, die
zurzeit im Juwelierladen feil-
geboten wird (Goldschmiede
gibts ja kaum mehr), ist kein
Schmuck. Wozu soll man
diese gestanzten Zeichnungen
mit sich herum tragen? Es
ist kein Wunder, wenn die
Frauen ihre Gunst mehr und
mehr den schlichten, un-
gefaßten Steinen und Perlen
zuwenden, an denen kein
Zeichner was verderben kann.
Die Prunkschüssel, die August
Scherl für das vorjährige Gor-
don Bennett-Rennen der Lüfte
bestellt hat, verdient ein be-
sonderes Wort. Das ist Silber
in seiner echtesten Sprache,
kräftiger unverfälschter Werk-
stattdialekt. Aber das Metall
singt ein herrliches Lied in
dieser ungebrochenen Sprache.
Eine seltene Mischung von
Schurzfell und Smoking liegt
in den Formen, aber im
Ganzen sind sie doch das Be-
kenntnis eines Handwerkers.
»Der Stolz des Handwerks«
möchte man das Prunkstück
benennen, das eigentlich nur
durch die Gediegenheit und
Liebe in der Arbeit prunkt.
Der ganze Bauch der Schüssel
mit dem überhängenden Hals
ist aus einem Stück geschlagen
— aber wer würdigt heute
noch solche Meisterschaft der
Handr — a. jaumann.
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Gebilde des Stichels oder der
Punzen, die er um einen
hübschen Stein gleich einer
Huldigung zieht, einmal einem
Barockornament ähnlich sehen.
Sie tragen doch alle den Druck
seiner Hand. Niemand wird
ihn darum der Erfindungsarmut,
der Anlehnung bezichtigen. —
Lettre' tut wie die alten Gold-
schmiede gern des Guten in
Treib- und Schneidarbeit etwas
viel. Aber wie liebevoll, wie
sinnlich erfühlt ist hier jede
geringste Ranke gegenüber der
pietätlosen Omamentierungs-
wut unserer Goldwarenfabriken.
Die Masse des Schmucks, die
zurzeit im Juwelierladen feil-
geboten wird (Goldschmiede
gibts ja kaum mehr), ist kein
Schmuck. Wozu soll man
diese gestanzten Zeichnungen
mit sich herum tragen? Es
ist kein Wunder, wenn die
Frauen ihre Gunst mehr und
mehr den schlichten, un-
gefaßten Steinen und Perlen
zuwenden, an denen kein
Zeichner was verderben kann.
Die Prunkschüssel, die August
Scherl für das vorjährige Gor-
don Bennett-Rennen der Lüfte
bestellt hat, verdient ein be-
sonderes Wort. Das ist Silber
in seiner echtesten Sprache,
kräftiger unverfälschter Werk-
stattdialekt. Aber das Metall
singt ein herrliches Lied in
dieser ungebrochenen Sprache.
Eine seltene Mischung von
Schurzfell und Smoking liegt
in den Formen, aber im
Ganzen sind sie doch das Be-
kenntnis eines Handwerkers.
»Der Stolz des Handwerks«
möchte man das Prunkstück
benennen, das eigentlich nur
durch die Gediegenheit und
Liebe in der Arbeit prunkt.
Der ganze Bauch der Schüssel
mit dem überhängenden Hals
ist aus einem Stück geschlagen
— aber wer würdigt heute
noch solche Meisterschaft der
Handr — a. jaumann.
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