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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 24.1909

DOI Artikel:
Schmitz, Hermann: Die Malerei in ihrer Beziehung zur Baukunst und das moderne Empfinden
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https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0233

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gesetze der perspektivischen Verkürzung ent-
deckt (wie zur gleichen Zeit die Brüder van
Eyck in den Niederlanden), er dringt zu einer
plastischen Modellierung vor, er faßt den
individuellen Charakter der Menschen auf, mit
einem Wort: er befreit die Malerei aus Jahr-
hunderte lang geheiligten Konventionen und
dringt zu einer wirklichen Anschauung der
Erscheinungswelt vor. Dabei wahrt er seinen
Bildern aber geschlossene Flächenwirkung und
monumentalen Aufbau. Das nachfolgende
15. Jahrhundert vertieft die Errungenschaften
des Masaccio nach der naturalistischen Seite
hin, es verschärft die Individualisierung: bis
sich endlich am Anfang des 16. Jahrhunderts
auf diesem von Naturverständnis ganz durch-
tränkten Boden der große Stil der Hoch-
renaissance aufbaut, der die malerische und
räumliche Auffassung zu einer vorher nicht
erreichten Höhe steigert. Aber noch immer,
wie bei Giotto, sehen wir hier das Gefühl
des Malers im schönsten Einklang mit dem
Gefühl des Architekten stehen, das Gleich-
gewicht der Fläche, z. B. in den Fresken

Raffaels, strömt noch das volle Glücks-
empfinden ihres Schöpfers aus.

IV.

In der Malerei des Barock vollzieht sich
eine gewaltige Steigerung des rein malerischen
Gefühls. Ihre Höhe- und Endpunkte bilden
die venetianischen und spanischen Schulen
des 18. Jahrhunderts (Tiepolo, Guardi, Goya).
So mächtig durchströmt das malerische Gefühl
diese Zeit, daß auch die Architektur davon
ergriffen, mitgerissen wird. Das Raumgefühl
will alle Grenzen überschreiten, die Maler,
die Wände und Decken in Sälen und Kirchen
ausmalen, täuschen uns den wirklichen Raum
vor; dadurch, daß sie plastische und Gesims-
teile in die Bilder ragen lassen, soll sich die
Grenze zwischen Schein und Wirklichkeit ver-
wischen : hier waltet ein Gefühl der Sehnsucht
ins Unendliche — hinaus ins Unbegrenzte —
das uns heute noch in Barockkirchen, als
eine Mischung von Wonne und Wehmut, befällt.

Der Umschlag von dem höchsten maler-
ischen Gefühl des Barock in die lineare
klar begrenzte Auffassung des Klassizismus,



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