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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 24.1909

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Brinckmann, Albert E.: Aufstellung von Monumental-Plastik: Ein Kapitel zum künstlerischen Städtebau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0309

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Aufstellung von Monumental-Plastik.

bung. Schlüter ahmte diese Situation ein Jahr-
hundert später für seinen großen Kurfürsten
in Berlin nach. Jetzt sind die Häuser zu
beiden Seiten der Spree hochgeschossen und
auf ihrem dunklen Grund tritt das dunkle
Denkmal kaum noch in Erscheinung.

Michelangelo neue, bis zu seinem Auftreten
unerhörte Ausdrucksformen für Malerei, Plastik,
Architektur findend — gab auch eine neue
Verhältnisform für diese beiden letzten. Die
Beziehung zwischen Monument und Platz,
zwischen Materie erfülltem Raum und um-
gebendem Luftraum, war bis jetzt eine lockere,
oft zufällige gewesen; man könnte ein ande-
res Monument ebensogut
dorthin stellen, die Ar-
chitektur der Platzwände
umgestalten. Michel-
angelo zuerst stellte die
Forderung auf, daß der
Platzraum für ein Mo-
nument gebaut werden
müsse, dieses aber in
seiner besonderen Er-
scheinungsform Brenn-
punkt des architekto-
nischen Raumes, Blüte

der Situation zu sein habe. — Bei der
Aufstellung des Marc Aurel, eines wohlerhal-
tenen ehernen Reiterstandbildes des antiken
Barock, auf dem nach seinem Entwurf aus-
gebauten Kapitolsplatz in Rom, zeigte er,
was er unter monumentaler Situation ver-
stand. Das Denkmal steht in der Mitte des
annähernd rechteckigen Platzes (dieses »an-
nähernd« schließt außerordentliche Feinheiten
ein, die in erwähnter Schrift von mir analysiert
worden sind), die Figur auf niedrigem Sockel
fällt mit dem Schwerpunkt des von den fassen-
den Architekturen gebildeten Raumkubus zu-
sammen. Es wird so gegen die umgebenden
Architekturen gebunden,
gegen deren helle Töne
die dunkle Bronze kräftig
absetzt, steht nicht mehr
über dem Platzraum ge-
gen den Himmel. Diese
Aufstellung verlangt von
einem Monument, da es
von allen Seiten betrachtet
werden kann, daß seine
Massen sich um einen
idealen Mittelpunkt aus-
balancieren , daß es in

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