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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 24.1909

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Breuer, Robert: Ausstellung für christliche Kunst: Düsseldorf, Mai bis Oktober 1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0352

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Ausstellung für christliche Kunst Düsseldorf igog.

KARL STRATHAIANN MÜNCHEN.

Ölgemälde: »Maria«

liehen Raum einer Schule, dem Arbeitszimmer
eines ernsten Menschen verlangt. Das rein
Menschliche der Religion kommt bei Uhde
am stärksten zum Ausdruck. Auch das Son-
nige •, aus seinen Gestalten quillt und blüht
eine lichte Glückseligkeit, eine zarte, schwin-
gende Musik. Wenn die Kirche sicheren
Weges wieder reine Kunst in ihre Häuser
tragen will, so muß sie sich dieser vier Meister
und derer, die ihnen nachstreben, herzhaft
bedienen. — Ein wenig unklarer ist es, was
mit den Bildern von Adolf Holzel ge-
schehen soll; für die protestantische Kirche
scheinen sie mir jedenfalls nicht besonders ge-
eignet, eher dürfte die leicht byzantinisch par-
fümierte Mystik dem katholischen Empfinden
entsprechen. Die Bilder sind aber gut und
haben einen satten, goldigen Ton; wenn auch
das geometrische Prinzip der Komposition ein
wenig leicht aufzuspüren ist. — Wiederum klar
ist die Bestimmung der Gruppe Strathmann,
Khnopff und Toorop. Sie gehören sicher-
lich in kein Kultgebäude; sie wollen mit ge-
ringem Abstand, ein wenig skeptisch, mehr
analytisch als hingebend betrachtet sein. Sie
sind nicht für die Gemeinde, sie sind für den

Einzelnen, für den ästhetisch Genießenden be-
stimmt. Strathmann ist der harmlosere;
das Gerank mit dem er seine Maria (zuweilen
auch eine Kleopatra) überschüttet, ist mehr
ein bizarres Spiel als eine symbolische Absicht.
Strathmann freut sich an der Phantastik der
wirbelnden Schneeflocken. Er läßt Ornamente
und Edelsteine auf seine Bilder regnen. Es
bleibt aber alles kompakt und irdisch. Bei
Khnopff hingegen gibt es destillierten Weih-
rauch. Es sind dies Versuche, moderne Mystik
aus Maeterlincks Geist zu Visionen zu ver-
dichten. Ob dabei viel herauskommen kann,
scheint problematisch, und dies um so mehr,
als die esoterischen Priester romanischen Ge-
blütes sind. Um einige Grade gesunder ist
Toorop; er ist es nicht immer; dann nicht,
wenn er apokalyptische Träume in fließendes
Linament umsetzt; er ist es, wenn er ein
Antlitz mit großen eindringenden Augen an-
schaut, wenn er in den Furchen der Epider-
mis die Not und den Glauben einer Seele ein-
geschrieben sieht.

* * *
Auch mit der eigentlichen Wandmalerei sind
wir arg ins Hintertreffen gekommen. Zur Zeit

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