Ausstellung für christliche Kunst Düsseldorf igog.
T. L. M. LAUWERIKS DÜSSELDORF.
Raum der Ausstellung für christliche Kunst Düsseldorf.
steht es, ehrlich zugesehen, so, daß die weit-
aus meisten Kirchen von Unternehmern, von
Malermeistern dekoriert werden. Daß dabei
die figürliche Malerei auf ein Minimum redu-
ziert werden muß, daß sie zumeist durch ein
hineingehängtes Leinwandbild ersetzt wird, ist
selbstverständlich. In der Wandmalerei ent-
hüllt sich am bittersten der ungeheure Tief-
stand der modernen kirchlichen Kunst; wenn
dieser erhabene Begriff überhaupt auf das Ge-
menge kopierter und miß verstandner Einzel-
formen einstiger Klassik anzuwenden ist. Neben
diesem absoluten Vakuum haben wir nun aller-
dings einige kirchliche Wandmaler von erträg-
licher Qualität, aber konventioneller Tendenz
aufzuweisen. Das sind Leute wie Hermann
Schaper und Ernst Pfannschmidt, ganz
respektable Figurenmacher und geschickte
Kompositeure, die zuweilen ein gewisses epi-
sches Leben, eine gewinnende, dekorative Wir-
kung zu leisten vermögen. Besonders dann,
wenn ihre Entwürfe in Mosaik oder mit teil-
weiser Unterstützung von Steininkrustation und
Stuckauflage ausgeführt werden. Aber selbst
die reichsten und prachtvollsten dieser gleich-
zeitig byzantinisch und romanisch infizierten
Dekorationen sind letzten Sinnes doch kalt
und unserer Seele fremd. Sind, was ihren
Kunstwert arg mindert, auch ausgeführt nur
Kartons. Wir haben die Tradition einer groß-
zügigen , die Wand beherrschenden Fresko-
malerei verloren; wir haben uns auch von dem
zeitlich nächsten Klassiker des Fresko nicht
befruchten lassen : vonPuvis de Chavannes
spürt man bei uns wenig. Wie unendlich viel
wir aber von ihm hätten lernen können, er
uns noch heute zu geben vermag, das zeigt
auf der Düsseldorfer Ausstellung ein kleines
Leinwandbild aus Puvis frühester Zeit, »Die
Enthauptung des Täufers«. Noch kam der
monumentale Organisator der Linie nicht zur
Entfaltung; schon aber spüren wir, besonders
in dem Rücken des Henkers, das edle Pathos
und die schwingende Gewalt des Rhythmus.
Die Grundelementc jeder, das Räumliche be-
siegenden Wandmalerei. Zu welcher Höhe
Puvis wurzelfeste Monumentalität wachsen
ließ, wissen wir-, die Düsseldorfer Ausstellung
332
T. L. M. LAUWERIKS DÜSSELDORF.
Raum der Ausstellung für christliche Kunst Düsseldorf.
steht es, ehrlich zugesehen, so, daß die weit-
aus meisten Kirchen von Unternehmern, von
Malermeistern dekoriert werden. Daß dabei
die figürliche Malerei auf ein Minimum redu-
ziert werden muß, daß sie zumeist durch ein
hineingehängtes Leinwandbild ersetzt wird, ist
selbstverständlich. In der Wandmalerei ent-
hüllt sich am bittersten der ungeheure Tief-
stand der modernen kirchlichen Kunst; wenn
dieser erhabene Begriff überhaupt auf das Ge-
menge kopierter und miß verstandner Einzel-
formen einstiger Klassik anzuwenden ist. Neben
diesem absoluten Vakuum haben wir nun aller-
dings einige kirchliche Wandmaler von erträg-
licher Qualität, aber konventioneller Tendenz
aufzuweisen. Das sind Leute wie Hermann
Schaper und Ernst Pfannschmidt, ganz
respektable Figurenmacher und geschickte
Kompositeure, die zuweilen ein gewisses epi-
sches Leben, eine gewinnende, dekorative Wir-
kung zu leisten vermögen. Besonders dann,
wenn ihre Entwürfe in Mosaik oder mit teil-
weiser Unterstützung von Steininkrustation und
Stuckauflage ausgeführt werden. Aber selbst
die reichsten und prachtvollsten dieser gleich-
zeitig byzantinisch und romanisch infizierten
Dekorationen sind letzten Sinnes doch kalt
und unserer Seele fremd. Sind, was ihren
Kunstwert arg mindert, auch ausgeführt nur
Kartons. Wir haben die Tradition einer groß-
zügigen , die Wand beherrschenden Fresko-
malerei verloren; wir haben uns auch von dem
zeitlich nächsten Klassiker des Fresko nicht
befruchten lassen : vonPuvis de Chavannes
spürt man bei uns wenig. Wie unendlich viel
wir aber von ihm hätten lernen können, er
uns noch heute zu geben vermag, das zeigt
auf der Düsseldorfer Ausstellung ein kleines
Leinwandbild aus Puvis frühester Zeit, »Die
Enthauptung des Täufers«. Noch kam der
monumentale Organisator der Linie nicht zur
Entfaltung; schon aber spüren wir, besonders
in dem Rücken des Henkers, das edle Pathos
und die schwingende Gewalt des Rhythmus.
Die Grundelementc jeder, das Räumliche be-
siegenden Wandmalerei. Zu welcher Höhe
Puvis wurzelfeste Monumentalität wachsen
ließ, wissen wir-, die Düsseldorfer Ausstellung
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