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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 25.1909-1910

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Utitz, Emil: Deutsch-böhmischer Kunst-Frühling
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https://doi.org/10.11588/diglit.7377#0407

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läge erscheinen auchdiebeidenbestentschechi-
schen Kunstzeitschriften. Aber dieser Verein
stellt die edelste Frucht eines nach Millionen
zählenden Volkes dar, für das Prag, sein „gol-
denes Mütterchen", die Zentrale bedeutet. Für
die Deutschen stellt sich die Sache natürlich
wesentlich anders. Prag ist — und dies zu
leugnen wäre kindisch — in Angelegenheiten
dar bildenden Künste bis heute Provinz; und
die großen deutschen Kunstschlachten werden
in Berlin, München, Wien, Darmstadt usw.
geschlagen, aber jedenfalls nicht in Prag. Und
viele der besten unserer Künstler suchten da-
her den Weg in die Fremde, die sie gastlich
aufnahm. Noch zwei weitere, bedeutende
Übelstände wirken störend und hemmend. An
der Kunstakademie zu Prag lehrt nur ein ein-
ziger deutscher Professor, der als Lehrer und
Künstler gleich vortreffliche Franz Thiele. Es
ist daher unseren deutschen Kunststudierenden
der Weg zu ihrem Beruf recht erschwert, und
wer kann, flieht in die Fremde. Und dadurch,
daß Stellen für reife Künstler fehlen, gelingt
es nur selten, sie in Prag zu halten. Eine der

dringendsten Forderungen zielt demnach auf
Gründung einer deutschen Kunstschule. Sie
ist eine unerläßliche Notwendigkeit zur Heran-
bildung unserer jungen Künstler und zur Ver-
hütung, daß wir der besten Kräfte verlustig
gehen. Der zweite Übelstand liegt in dem
Publikum, das zwar sehr musikliebend und
recht theaterfreudig ist, aber gerade der bil-
denden Kunst wenig Aufmerksamkeit schenkt.
Allerdings trägt es nicht die Schuld, denn es
wurde noch fast kein Versuch unternommen,
das Publikum ästhetisch und künstlerisch in
dieser Richtung zu erziehen. Und da selbst
die Mehrzahl unserer Zeitungskritiker der bil-
denden Kunst völlig verständnislos und dilet-
tantisch gegenübersteht, darf es nicht wunder-
nehmen, daß die breiten Schichten ohne Füh-
rung planlos irren.

Glücklicherweise können wir jedoch unsere
Blicke lichteren Bildern zuwenden und der
wahrhaft kunstfördernden Einrichtungen ge-
denken. Größte Verdienste hat sich da die
„ Gesellschaft zur Förderung deutscherWissen-
schaft, Kunst und Literatur in Böhmen" er-

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