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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 26.1910

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Hardenberg, Kuno von: Die Ausstellung des deutschen Künstler-Bundes: Darmstadt, Mai - Okt. 1910
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https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0228

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Kuno Graf Hardenberg:

PROF. KAKI
SCHMOLL VCK
SISKNWERTH
STUTTGART.
»AM SPRING-
BRUNNEN«

engherzigen Spießbürgertums, die sonst den
Werken der jungen Architekten, der Tischler
und Bildner und Töpfer galten, für sich in An-
spruch zu nehmen und wie zu hoffen ist, im
Publikum den Sinn für das Schöne und seine
unergründlichen Geheimnisse, für das Echte
und das Bedeutende wecken, hier klärend und
reinigend, dort festigend und sichernd. Die
Ausstellungen des Künstlerbundes sind von
jeher viel umstritten, dem Freunde seiner
Zeit sind sie eine Quelle der Anregung, dem
Modesnob ein Bedürfnis und dem Banausen
ein „voi che entrate". Hierin liegt ihr Wert.
Was den Kampf der Meinungen nicht ent-
fachen kann, beweist damit, daß ihm das wahre
Lebenselixir fehlt, daß es keine Berechtigung
hat in diesen Tagen einer besonders schnellen
Evolution. Das mag nicht vergessen werden.
— Der Künstlerbund zählt zu seinen Mitglie-
dern die besten Namen der Nation; der Kata-
log, ein artiges mit Schmuck und Bild ver-

sorgtes Werk ausstellungserfahrenen Geistes,
spricht davon deutlich genug. Er hat aber
noch ein Weiteres, ein Übriges: In einer Vor-
rede aus des eifrigen und begeisterten Propa-
gators moderner Kunst, des Grafen Harry
Keßlers Feder, wird von dem Wesen der
künstlerischen Strömungen unserer Tage ge-
handelt und man gibt beherzigenswerte Finger-
zeige, wie man ihnen beikommen kann, sie
gerecht und verständig beurteilen mag. Das
ist für viele wohlgetan.

Ich wünschte, diesen Fingerzeigen wäre
noch eine Ermahnung zum mehrgefühlsmäßigen
Sich-der-Kunst-öffnen hinzugefügt. Sie scheint,
so banal sie auch klingen mag, heute mehr als
notwendig. Schönheit kann nicht vom Ver-
stände begriffen werden, sie will empfunden
sein, ihre „Frissons" rühren und regen sich
nur, wo Lustempfindungen zugängliche Nerven
sind. Wie soll sich aber jemand diesem My-
sterium zugänglich machen, der Mephistos

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